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Revival einer umstrittenen Organisation

■ In der Oranienburger Straße residiert immer noch die Christliche Friedenskonferenz der DDR/ Auch zu DDR-Zeiten war die Kirchengruppe schon heftig umstritten

Mitte. Ein weißes Plastikschild, schon leicht gewellt, weist rechts nebem dem Hauseingang der Oranienburger Straße 46/47 auf das Büro der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) hin. Im dritten Stock des düsteren Altbaus, direkt gegenüber des alternativen Kulturzentrums Tacheles sind außer der »Christlichen Friedenskonferenz in der DDR« noch die Volksuni und die Geschäftsstelle von »Oikos — eine Welt« ausgeschildert. Nach dem Klingeln rührt sich jedoch gar nichts hinter der schweren Holztür.

Warum eine Christliche Friedenskonferenz?

»Ach, gibt's die CFK noch?« So seien sie öfter gefragt worden, berichteten einige TeilnehmerInnen beim konstituierenden Treffen der CFK-Regionalgruppe Gesamt-Berlin. Der Regionalausschuß DDR hatte sich im April 1992 nach mehr als 30 Jahren aufgelöst. Wenige Wochen später trafen sich dann etwa 30 weiterhin Interessierte aus beiden Teilen Berlins, um eine gemeinsame Gruppe zu gründen. »Warum jetzt noch CFK?« lautete die immer wieder gestellte Frage in der Runde, in der sich »abgewickelte« AkademikerInnen genauso fanden wie VorruheständlerInnen und jüngere berufstätige Frauen.

Unumstritten war die 1958 von dem tschechischen Theologen Josef Hromadka gegründete ökumenische Organisation nie. In West-Berlin untersagte Bischof Otto Dibelius 1961 den Pfarrern die Teilnahme an der ersten »Allchristlichen Friedenskonferenz« in der Prager Zentrale. Später bezeichnete er die CFK als »kommunistisch orientierte Organisation«. Entsprechend warfen die Kritiker in der DDR der CFK Staatsloyalität vor.

CFK-Mitglieder waren immer privilegiert

Immerhin hat das Staatssekretariat für Kirchenfragen in der DDR jährlich mehrere 10.000 Mark für die internationale Arbeit überwiesen, räumt der ehemalige Sekretär Carl Ordnung inzwischen ein. Staatlicherseits sei das interpretiert worden »als Teil der kirchlichen Zuschüsse«. Privilegiert waren die CFK-Mitglieder außerdem durch Ausreisegenehmigungen zu internationalen Tagungen — und das bereits in den sechziger Jahren, als in den anderen Kirchen von einer Teilnahme an ökumenischen Konferenzen nur geträumt wurde.

Viel Prominenz aus Ost und West

Be Ruys, Pastorin der Niederländischen ökumenischen Gemeinde, wertet die Arbeit der Organisation trotz allem positiv. Die CFK versuchte, den Kirchen »Beweglichkeit« zu geben, indem sie die Zusammenarbeit mit den sozialistischen Staaten suchte. »Unter dem Stichwort Frieden konnte man einiges laufen lassen.« Andererseits hat sie in der Tschechoslowakei »nie einen Gottesdienst erlebt, in dem nicht die Stasi saß«.

So erklärt die temperamentvolle 75jährige Niederländerin, die in der CFK West-Berlin Mitstreiterin von Martin Niemöller und den Professoren Hellmut Gollwitzer und Heinrich Vogel war. An Prominenz fehlte es auch in der DDR nicht. Unter den Aktiven befand sich Bischof Albrecht Schönherr, der zeitweise Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirche in der DDR war. Auch der im vergangenen Jahr wegen Stasi-Verdachts seines Amtes enthobene Rektor der Humboldt-Universität, Professor Heinrich Fink, war mit dabei.

Uneinigkeit über Umgang mit der Vergangenheit

Über den Umgang mit der Vergangenheit herrscht Uneinigkeit in der Christlichen Friedenskonferenz. Sprechen sich die einen vehement gegen eine »von der CDU verordnete Geschichtsaufarbeitung« aus, so wollen die anderen ergründen, warum die Sache »schiefgelaufen« ist.

Auch die Zukunft ist völlig unklar. Ein Spezifikum der Chrsitlichen Friedenskonferenz neben anderen christlichen Friedensgruppen gibt es nicht mehr, meinen die einen. »Kein Problem ist gelöst«, halten die anderen dagegen. »30 Jahre CFK waren die Übung für den Ernstfall, der jetzt eingetreten ist.« Anne-Kathrin Koppetsch

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