Musikfest Bremen 92

■ Offener Brief an die Veranstalter des Musikfestes Bremen 92

Sehr geehrte Programmacher/innen,

Mit Freude entnahm ich am letzten Donnerstag der hiesigen Tagespresse, daß sich das „Musikfest Bremen 1992“ anschickt, mit seinem Programm „weitere positive Signale“ auszusenden. Und dies, so las ich weiter, nicht nur durch Erhöhung des künstlerischen Niveaus, sondern u.a. auch durch die Imagewerbung für die Hansestadt Bremen. Staatsrat Prof. Hoffmann spricht sogar von einem „vorbildlichen Kommunikationsmodell“ in der Zusammenarbeit der Veranstalter, Dr. Schwandner billigt dem „Festival eine herausragende überregionale Bedeutung zu“. So weit-der Weser-Kurier-so gut. Aber dem nicht genug. Wie beschleunigte sich mein Puls erst, von der Höhe meines Blutdrucks nicht zu reden, als ich las, daß die Deutsche Kammerphilharmonie Werke von Stravinsky, Schnittke und — hierbei war mein Kreislauf einem Kollaps nahe — sogar von Zappa zum Besten geben würde. Daß ich daraufhin nicht vor Freude an die Zimmerdecke sprang, war allein dem Umstand zu verdanken, daß bereits in der folgenden Zeile des Artikels das Datum der Aufführung genannt wurde, nämlich der 18.9.. Da war doch was...? Ach ja!

Und schon viel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Am 18.9. spielt der Zappa doch persönlich seine erste Auftragskomposition im Rahmen der „Frankfurter Feste 92“, und dafür haste ja schon –ne Karte. Bedauerlich?! Nein, fiel mir doch auf, daß das Programm der Deutschen Kammerphilharmonie, das am 18.9. hier in Bremen gespielt wird, fast identisch ist mit dem, das am 20.9. von eben diesem Orchester in Frankfurt zum Besten gegeben wird (“vorbildliches Kommunikationsmodell“ der Veranstalter?). Daraus läßt sich schließen, daß den Bremer Veranstaltern das Frankfurter Programm doch eigentlich bekannt gewesen sein müßte, als die Programmplanung für das Musikfest 92 gemacht wurde. Weshalb, so frage ich mich, legt man dann einen Aufführungstermin eines Zappa- Werkes auf den selben Tag, an dem dieser persönlich in Frankfurt sein jüngstes Werk präsentiert? So selten, wie Stücke dieses außergewöhnlichen Komponisten zur Aufführung gelangen, trägt die Terminierung sicherlich nicht dazu bei, „positive Signale“ auszusenden. Etwas mehr Um-Sicht für das nächste Musikfest wünscht sich ein ärgerlicher Ralph Kothe