„Dixie ist nie verkehrt“

■ „Nicht zu frech“ lautet die Veranstalter-Auflage für den „Bremer Sommer“

„Ich kann meinen Donut-Stand nicht finden“, klagt eine Bremerin vor dem Palais de la bière. Die Verzweiflung ist ernst zu nehmen. Im Multi-Kulti-Gewühle auf dem Bremer Marktplatz gehen der Einzelne und seine Bedürfnisse leicht verloren: Echt hamburgische Holländerinnen verkaufen Poffertjes und ein rotgesichtiger Saarländer schenkt elsässischen Wein aus. Doch wer internationale Spezialitäten zweifelhafter Herkunft liebt, kann sich in den nächsten Tagen am Roland dick und rund fressen: Dänische Pommes, dalmatinische Schinken und belgisches Bier konkurrieren mit polnischen Krakauern und ungarischem Pußtabrot zu Geigenmusik. Aber am besten läuft immer noch die deutsche Bratwurst, meint der Herr vom Würstchenstand. Vor zwei Jahren hatte er mit spanischen Tapas weniger Erfolg. „Das Geschäft läuft prima“, verkünden die Schausteller unisono. Welche Fleisch-, Wurst- und Zwiebelmengen sie in den letzten Tagen verbraten haben, bleibt jedoch Geschäftsgeheimnis.

Um die Besucher vor den Tücken bremischen Sommerwetters zu schützen, hat die Bremer Großmarkt GmbH in diesem Jahr einen leeren Autoscooter angemietet, unter dessen knallbuntes Dach sich die Sommer-Gäste bei Regen flüchten können. Mittendrauf, versteckt hinter Biertheken und Würstchenständen, lassen sich in einem weiß umzäunten Eckchen kleine Mädchen und Jungen ernst und geduldig Katzenschnäuzchen, Sterne oder Batman-Masken ins Gesicht schminken. „Das kriegt man wieder ab“, überredet eine Mutter ihre Tochter im rosa getupften Kleidchen zu einem blauschillernden Schmetterlingsgesicht. Ohne Murren stehen die Kinder für das neue Gesicht eine Stunde lang an. „Das bleibt über, wenn man nur einen Tausender am Tag für ein Kinderprogramm ausgeben will“, klagt die Theaterpädagogin Birgit Strusz: „Uns sieht man ja gar nicht!“

Als die Kinder-Kulturinitiative Spieltraum den Auftrag annahm, das Kinderprogramm zu gestalten, „gingen wir davon aus, daß wir den ganzen Auto-Scooter für uns haben“, sagt Birgit Strusz. Auch die Eltern sind daran gewöhnt, daß ihr Nachwuchs auf dem Bremer Sommer unterhalten wird. „Weil das Kinderprogramm diesmal so klein geraten ist, haben uns zwei Mütter aus Mitleid eine Selters spendiert.“

Selbst Theo Letters-Vorwerk von der organisierenden Großmarkt-GmbH ist mit dem Auto- Scooter „noch nicht ganz glücklich“. Er sei „vielleicht ein bißchen überdimensioniert“. Letters-Vorwerk schätzt das „Familiäre“ am Bremer Sommer. Kein Schützenfest soll es sein, „Kommunikation“ ist erwünscht. Die fast von selbst entstand, als am Freitag die Kölner Saxophon Mafia spielte: „Da haben sich die Leute fürchterlich aufgeregt“.

„Nicht zu frech“ lautete die Auflage der Veranstalter an das Cas.Team, das das Musikprogramm zusammenstellte. Der Freitag bleibt der einzige „avantgardistische“ Ausrutscher. Musiker Heinz Jakobs: „Mit Dixie kannst Du nichts verkehrt machen.“ dir