Baum dran!

■ Bremer Bäume stecken die Trockenheit locker weg / Waldsterben stagniert

In den vielen verregneten Sommern der letzten Jahre gab es einen Trost: Das Waldsterben, so ExpertInnenmeinung, sei durch den vielen Regen aufgehalten worden. Der Umkehrschluß: Ist der Sommer trocken und schön, geht das dem Wald an die Substanz. Gibt es also wieder mal keine ungetrübte Freude am schönen Wetter? Doch!

Überall sind zur Zeit wieder umgestürzte, kranke und abgestorbene Bäume zu sehen — wer aber einen Zusammenhang wittert zwischen Dürre und Hitze, Luftverschmutzung und Baumsterben, liegt falsch. Denn: Es gehen nicht mehr Bäume ein als in den letzten Jahren auch. Den Bäumen im Bürgerpark geht es derzeit zum Beispiel prächtig: „Zum Glück überstehen die Alt-Bäume die Trockenheit gut“, sagt Bürgerpark-Direktor Dammke. Bewässert werde nun schon seit Wochen, der Regen am Wochenende hat die Situation nicht entscheidend verändert. Die Bäume seien allerdings zusätzlich dadurch belastet, daß sie sehr viele Früchte tragen — und die werfen sie zum Teil jetzt schon ab. „Wirklich betroffen sind allerdings die Jungpflanzungen“, erklärt Dammke, „da sind schon einige eingegangen.“

Der Grund: Die Wurzeln der älteren Bäume reichen meist bis an das reichlich unter dem Bremer Boden vorhandene Grundwasser heran. In diesem Extremjahr ist zwar der Grundwasserspiegel leicht abgesunken, aber Schäden zeigen sich nur dann stärker, so vermutet der Biologe Prof. Hermann Cordes von der Bremer Uni, wenn die Bäume sowieso schon belastet waren. „Auch Sturmschäden, die wir hier öfter beobachten, treten nur an Bäumen auf, die sowieso seit Jahren nicht in optimalem Zustand sind“, so Cordes. Weiterer Grund, warum die Trockenheit nicht so sehr schadet: Das Frühjahr war sehr feucht.

Das Gartenbauamt hat noch keine eigenen Erhebungen durchgeführt, allerdings wurde auch hier beobachtet, daß vor allen jüngeren Bäumen die Dürre zu schaffen macht. „Bei den älteren Bäumen werden sich die Auswirkungen auch erst im nächsten Jahr zeigen“, sagt Heiko Helmedach vom Gartenbauamt, „wir sind jetzt auch erstmal damit beschäftigt, die Badeseen zu reinigen.

Eine Prognose auf den Waldschadensbericht kann der Bremer Baumexperte Justin Icken, der seit 1985 über 4.000 Bremer Bäume kontinuierlich untersucht und gerade wieder über 1.000 Bäume inspiziert hat, bereits jetzt abgeben: „Das Waldsterben hat nicht zugenommen“, so Icken. „Es hat sich nicht viel verändert — weder im positiven, noch im negativen.“ Einigen Baumarten gehe es etwas schlechter als in den Vorjahren — trotz Kalkungen oder der Zufügung von Komposterde — ,anderen wiederum besser. „Insgesamt kann man sagen, daß das Waldsterben zur Zeit stagniert.“ skai