US-Botschaftsbau zerstört indianische Ruinen in Salvador

■ Bulldozer gegen Indianer

Bulldozer gegen Indianer

San Salvador (AFP) — Durch den Bau der neuen US-Botschaft in El Salvador sind die Ruinen eines indianisches Kultzentrums zerstört worden. Der Direktor des Salvadorianischen Zentrums für angemessene Technik (CESTA), Ricardo Navarro, sagte, die US-Regierung habe internationales Recht verletzt, als sie die neue US-Botschaft auf dem Gelände des „Senorio de Cuscatlan“ genannten Kultzentrums der Pipil-Indianer errichtete. Er forderte Washington auf, die im Juni eingeweihte Botschaft in ein Museum umzuwandeln, um einen Teil des Schadens wiedergutzumachen. In der Nähe der Botschaft wird unterdessen der Bau einer Wohnsiedlung vorbereitet, der weitere Teile von Cuscatlan zerstört. Nach den Berichten von Journalisten haben Bulldozer rund fünf Kilometer südlich der Hauptstadt weite Teile des Indianerzentrums bereits niedergewalzt.

Zahlreiche Keramikobjekte aus dem 19.Jahrhundert wurden ebenfalls zerstört. Die Behörden forderten das Bauunternehmen „Madreselva“ auf, seine Arbeiten „zeitweilig“ einzustellen und Archäologen die Untersuchung der Stätte zu ermöglichen. Auch Präsident Alfredo Cristiani bedauerte, daß das Erschließungsunternehmen seine Zusicherung gebrochen habe, die Ruinen des indianischen Zentrums zu respektieren. Das Zentrum für Technologische und Wissenschaftliche Forschung (CENITEC) warf Regierung und Parlament allerdings vor, die „Verbrechen gegen Umwelt und Kultur“, die bei der Zerstörung in Cuscatlan begangen worden seien, nicht zu ahnden. CENITEC warnte davor, daß El Salvador auf diese Weise in Kürze eine Gesellschaft ohne eigene Geschichte und eigenen Charakter werde. Der Archäologe Gregorio Bello wies darauf hin, daß rund 13 Millionen archäologische Stücke aus El Salvador in den Museen von rund 20 Ländern zu besichtigen seien. Das Nationalmuseum in San Salvador besitze jedoch nur rund 7.000 Ausstellungsstücke aus dem eigenen Land.