Mit alten Ritualen auf der Suche nach dem "Neuen" Mann

■ Die wilden Männer kommen

Die wilden Männer kommen

Herbstein (dpa) — Weder „Macho“ noch „Softie“ wollen sie sein, Männer und Frauen nicht unterdrücken und ihre Rolle als Väter, Brüder und Freund überdenken. Zwei Tage haben 30 Männer aus Deutschland und Österreich auf der Suche nach der neuen Männlichkeit mit Trommeln und Singen sowie anderen Ritualen der Naturvölker verbracht. Auf ihrem ersten Treffen in Herbstein- Schlechtenwegen im hessischen Vogelsberg verbindet die „Wilden Männer“ vor allem die gemeinsame Unsicherheit und Unzufriedenheit über ihr Mann-Sein.

Frauen seien in dieser Hinsicht schon viel weiter, meint der 37jährige Harald aus Elmshorn. „Dort gibt es Gruppen, die sich mit der Rolle der Frau auseinandersetzen.“ In Herbstein-Schlechtenwegen hat er nun Gleichgesinnte getroffen und mit ihnen intensiv über die Probleme des Mann-Seins gesprochen.

Mit Urschrei-Therapie, dem Freisetzen von Emotionen, die durchaus zum Weinkrampf führen dürfen, soll „Mann“ seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Aber auch Umarmungen, Streicheln und Tanz würden völlig neue Kräfte freisetzen, verspricht der die „Wilden Männer“ anleitende Psychologe Gerhard von der Lehr. Das „Camp“ solle wieder den Kontakt zur Natur herstellen. „Wild und vital sein ist doch heute für einen Mann kaum noch möglich“, sagt der Psychologe. Die Idee zum dem Treffen „Wilder Männer“ kommt aus den USA. Dort hat die „Männerbewegung“ schon Hunderttausende von Anhängern. Väter haben heute kaum noch Zeit für ihre Söhne, skizzieren Psychologen das Problem. Daher könnten sie ihnen nicht das beibringen, was für ihr Leben als Mann wichtig sei. Stattdessen übernehmen die Mütter diese Aufgabe und formen die Heranwachsenden.

Nach dem Treffen sind die „Wilden Männer“ durchweg zufriedener. Ein 45jähriger Unternehmensberater aus Berlin will künftig mehr aus dem Bauch heraus reagieren. Ein 48jähriger aus Düsseldorf hat es genossen, mit anderen Männern zusammenzusein, ohne auf Konventionen achten zu müssen: „Sonst ist es doch nicht möglich, einmal zu brüllen wie ein Wilder oder einen Mann zu umarmen.“