■ Robert Gernhardt
: Terzinen über die Vergeßlichkeit
Nach Kuno von Hofmannsthal
Noch spür ich ihren Dingens auf den Wangen,
Wie kann das sein, daß diese nahen Tage
Dings sind, für immer fort und ganz vergangen?
Dies ist ein Ding, daß keiner voll aussinnt
Und viel zu kommnichtdrauf, als daß man klage,
Daß alles gleitet und vorn überrinnt.
Und daß mein eignes ... Na! durch nichts gehemmt
Herüberglitt aus einem Kind? Ja, Kind,
Mir wie ein Hut unheimlich krumm und fremd.
Dann: daß ich auch vor Jahren hundert war
Und meine Ahnen, die im roten Hemd
Mit mir verdingst sind wie mein eignes Haar.
So dings mit mir als wie mein eignes Dings.
(Aus: „100 Jahre Lyrik!“, herausgegeben von Axel Marquardt, Haffmans Verlag, Zürich)