Wo Dünen und Moor zusammengehören

■ taz-Serie über Naturschutzgebiete: Das Schnaakenmoor soll wieder so aussehen, wie die Eiszeit es schuf

: Das Schnaakenmoor soll wieder so aussehen, wie die Eiszeit es schuf

Das Wollgras ist verblüht. Nur noch einige der kleinen weißen Büschel, die die Lichtung im Schnaakenmoor im Juni übersäten, hängen an den Halmen. „Besonders maßnahmeintensiv“ sei dieses Naturschutzgebiet in Rissen, erläutert Dieter Glitz vom Naturschutzamt. Durch umfangreiche Maßnahmen soll hier am Rande des Klövensteens wieder eine Moor- und Dünenlandschaft entstehen, wie sie in den Elbvororten ehemals vorherrschte.

Vor zwei Jahren hat die Umweltbehörde eine Wiese „teuer gekauft“ (Glitz) und den fruchtbaren Mutterboden entfernt. Nachdem die 30 bis 40 Zentimeter dicke nährstoffreiche Bodenschicht der überdüngten Weide abgeschoben war, wurden Moorweiher und flache Dünen angelegt. Noch sieht alles etwas kahl aus. Das sei so gewollt, erklärt Glitz: „Wir wollen der Natur ihren eigenen Lauf lassen.“ Auch die angrenzende Pferdeweide hat die Umweltbehörde bereits erworben. In zwei bis drei Jahren, wenn die Nutzungsrechte des Landwirtes auslaufen, wird auch dort der Mutterboden abgetragen, denn eine Moorlandschaft kann sich nur auf extrem nährstoffarmem Boden entwickeln.

Das Schnaakenmoor war vor der Entwässerung und Aufforstung ein Dünentalmoor, wo auf kleinstem Raum trockene Sandflächen an sumpfiges Gelände grenzen. In der Eiszeit war der Elbsand zu Dünen aufgeweht worden, in denen das Regenwasser schnell versickerte. Es sammelte sich in den Tälern, dort entstanden Moore. Die Tier- und Pflanzenwelt findet im Dünentalmoor ein Mosaik von trockenen und nassen Lebensräumen vor und auch Ausweichmöglichkeiten bei besonders hohen oder niedrigen Wasserständen.

Um die Moorlandschaft wiederherzustellen, wurden im Schnaakenmoor Wasserläufe umgeleitet und Entwässerungsgräben zugeschüttet. Der Wasserstand ist seitdem um mehr als einen Meter gestiegen. Der Kiefernwald stirbt Stück für Stück ab, übrig bleiben bizarre Baumleichen. Noch hat das Waldsterben für den Naturschutz kein Ende, denn Kiefern sind zäh. Aber das Schnaakenmoor wurde durch die Bewässerung wieder so feucht, daß es selbst in diesem extrem trockenen Sommer nicht vollständig ausgedörrt ist wie etwa das Eppendorfer Moor, wo es kaum noch sumpfige Ecken gibt.

Die Bau- und Pflegemaßnahmen seien sehr erfolgreich, berichtet Dieter Glitz. Im Schnaakenmoor brüten Flußregenpfeifer und Krickente, auch Wasserfrösche und sogar die extrem seltene Kreuzkröte werden gesichtet. Auch die sandliebenden Insekten kommen auf ihre Kosten. Zoologen finden im Schnaakenmoor eine Fülle von seltenen Käfern und Wespen.

1Die Wiederherstellung des Moores findet nicht nur Anklang. So waren die Tafeln mit Bildern und Erläuterungen, die die Umweltbehörde aufstellte, so oft beschädigt und übersprüht, daß sie schließlich entfernt wurden. Es scheint Anwohner zu geben, denen die naturnahe Umgestaltung des Gebietes nicht in den Kram paßt. Vera Stadie