Hamburgs Bananen-Krise

■ Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp diagnostiziert eine konjunkturelle Flaute / EG-Bürokraten versetzen Frucht-Importeuren einen Schlag

/ EG-Bürokraten versetzen Frucht-Importeuren einen Schlag

Von nun an geht es mit der Boomtown bergab. Zwar blieb Hamburg in punkto Wirschaftswachstum mit einer Zuwachsrate von 2,5 bis 3 Prozent bis zum Juli relativ stabil, so ist für die zweite Jahreshälfte allerdings mit einer Abschwächung zu rechnen. „Wir sind bis jetzt noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen“, erklärte Wirtschaftssenator Hans- Jürgen Krupp gestern vor Journalisten. Die Elbmetropole liege zwar durch die Ost-Geschäfte über dem Bundestrend, doch sei mit wachsenden Problemen zu rechnen. Erstes Indiz seien die leicht steigenden Arbeitslosenzahlen. Das Wachstum der Hansestadt werde bis Ende '92 auf rund zwei Prozent zurückgehen.

Als Grund für seine pessimistische Prognose nannte Krupp einerseits die Flaute auf dem Weltmarkt, von der Hamburg als Drehscheibe des internationalen Im-und Exportgeschäftes besonders betroffen sei. Zum anderen treffe die Diskontsatzerhöhung der deutschen Bundesbank von 8 auf 8,75 Prozent die Wirtschaft hart. Die Zinsen erhielten dadurch einen kräftigen Auftrieb. In der Industrie seien die Beschäftigtenzahlen seit Mitte vergangenen Jahres rückläufig. Gut gehe es dagegen den Baufirmen und dem Dienstleistungsgewerbe inklusive Versicherungen und Banken.

Ob sich der EG-Binnenmarkt, der ab 1. Januar 1993 Wirklichkeit wird, positiv auswirkt, bleibt abzuwarten. Krupp zeigte sich allerdings optimistisch. Ein von 1991 vorgelegtes Gutachten habe der Hansestadt beste Entwicklungspotentiale bescheinigte, so der SPD-Politiker. Die Hamburger Unternehmen scheinen diese Einschätzung in etwa zu teilen. In einer gestern vorgelegten Studie der Wirtschaftsbehörde zu den Auswirkungen des EG-Binnenmarktes auf Hamburg, schneidet aus Sicht der hiesigen Firmen die Elbmetropole nach Berlin und vor den Städten London, Kopenhagen, Rotterdam sowie Bremen am zweitgünstigsten ab.

Große Sprünge erwartet indes niemand. Nach einer Umfrage der Handelskammer erwarten nur 20 Prozent der Betriebe und Gewerbe Zuwächse, 10 Prozent Verluste und 70 Prozent glauben, das sich zunächst nicht viel tut. Besonders postive Erwartungen knüpft vor allem das Gastgewerbe an den EG- Binnenmarkt. Die Reisebüros rechnen wegen der ausländischen Billig- Konkurrenz mit Einbrüchen.

Wütend reagierte Krupp auf eine neue EG-Regelung, die die Einfuhr von Bananen erschwert. Die Brüsseler Bürokraten einigten sich darauf, daß ab 1993 sogenannte Dollar-Bananen aus nicht EG-Ländern nur noch beschränkt importiert werden würden. Das Kontigent umfaßt zwei Millionen Tonnen. Die Einfuhrlizenzen für Unternehmen werden zum Teil allerdings nur dann vergeben, wenn die Firmen auch Bananen aus EG-Beständen beziehen. Für die Hamburger Importeure ein schwerer Schlag, so Wirtschaftssenator Krupp, denn diese machen fast ausschließlich Geschäfte mit Südamerika. „Von liberalem Außenhandel kann keine Rede mehr sein. Die EG-Bananen sollen auf den Markt gedrückt werden. Für die Verbraucher wird's teuer“, so Krupp. Sigrun Nickel