Letzter Ausweg Waldarbeiter

Traurig-düstere Lebensbilanz: Der polnische Film  ■ Die Ballade von der Axt

Ein junger Mann kauert in einem Zug, der ihn durch verschneite Landschaften an sein Ziel bringen soll - den Wald. In einer Traumsequenz rennt Jannek Pradera (Edward Zantara) dem Zug entgegen, doch bevor es zum Zusammenstoß kommt, wacht er auf. Mit schönen und zugleich dramatischen Bildern beginnt der polnische Film Die Ballade von der Axt, den Witold Leszczynski 1985 in karge Szenen setzte.

Der erfolgreiche Dichter Pradera, der mit seinem Leben nicht mehr fertig wird, sucht in der Einsamkeit des Waldes und der harten Arbeit als Holzfäller nach wahren Gründen, die sein Dasein rechtfertigen könnten. In einer derben Männerwelt, in der filterlose Zigaretten noch für die sensibelsten Momente sorgen, versucht er, sich neu zu ordnen. Der Zuschauer kann ihn dabei beobachten, doch wahre Einblicke in die Seele des Mannes werden ihm nicht gewährt.

Nur scheinbar nimmt Pradera am Leben der Arbeiter und deren feierabendlichen Vergnügungen teil. Auf das dort herrschende Vokabular - „bei einem Offiziersriemen spürt die Frau wenigstens was, wenn man sie verprügelt“ - antwortet er nur einmal mit Aggression, um dann wieder in seinen weisen Parabeln zu versinken.

Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Edward Stachura, der 1979 freiwillig aus dem Leben schied, und die düstere Verzweiflung dieses Mannes spürt man in jeder Szene. Man wartet ständig auf den Absturz des Protagonisten, dessen Schwur „Ich gebe niemals auf“ nur wie ein letztes Aufbäumen wirkt. Sein wahres Ich offenbart er, wenn er einer Betrunkenen entgegenwirft: „Mit Ihrem Lachen beleidigen Sie die Trauer der Welt“.

Daß die einleitende Traumsequenz schließlich zur bitteren Realität wird, überrascht nicht mehr. Ein zutiefst trauriger und dennoch sehenswerter Film. gag

3001-Kino, 9. bis 12.8. u. 20. bis 22.8. jeweils 18.30 Uhr