Rätselraten um Flora-Sprengung

■ Ominöse Geschichte um Räumung des Stadtteilzentrums / Spaß oder bitterer Ernst?

um Räumung des Stadtteilzentrums / Spaß oder bitterer Ernst?

„Wer hätte das gedenkt, die Flora wird gesprengt.“ Dieser Slogan prangt derzeit von der Fassade der Roten Flora am Schulterblatt. Der Spruch geht auf das Konto eines angeblicher Abbruchunternehmers: Dieser hatte kürzlich behauptet, daß er das Stadtteilzentrum nach einer für heute angesetzten Räumung dem Erdboden gleich machen solle.

Der seriös wirkende Arbeiter hatte sich in mehreren benachbarten Geschäften über den Zustand des Gebäudes erkundigt. Besonders interessiert habe er sich daran gezeigt, ob das Zentrum auch nachts bewohnt werde. Auf Nachfragen gab sich der Mann als Mitarbeiter eines Abrißunternehmens aus: Er habe die Aufgabe, wegen der zu erwartenden Proteste im Anschluß an eine Räumung, den historischen Theaterbau schnell in Schutt und Asche zu legen. Auf gezielte Nachfragen nach den Auftraggebern wurde der „Sprengmeister“ plötzlich schweigsam und verschwand auf die Schnelle.

In der Roten Flora stieß diese Story auf unterschiedliche Reaktionen. Die einen hielten das Ganze für eine Sommerlochgeschichte, andere wollten eine derartige Aktion nicht völlig ausschließen — man brauche sich ja nur an die stadtstaatlichen Hafenstraßen-Abrißpläne anläßlich der Bauwagenräumung 1990 zu erinnern. Ein Rot-Florist: „Wenn die uns irgendwann räumen, dann sicherlich auf so eine Art und Weise.“

Im Bezirksamt Altona sind Räumungspläne hingegen nicht bekannt. Vize-Bürgermeister Klaus Leven: „Das höre ich zum ersten Mal — allen Ernstes, davon weiß ich nichts.“ Ein solches Vorgehen würde „allem entgegenstehen, was vereinbart worden“ sei. Und auch in der Stadtenwicklungsbehörde herrschte Überraschung: Sprecherin Renée Cullemann. „Nein, sowas ist mir nicht bekannt. Ich nehme mal an, daß ich davon wenigsten gehört hätte.“

Sollte es aber weder Senatscoup noch Sommerloch-Spaß sein, bliebe noch eine ernste Alternative. Als Rechtsradikale vor Monaten einen Anschlag auf den Harburger Arbeiterkulturverein vorbereiteten, spionierten sie zuvor auch bei den Nachbarn herum. kva