Holzhafen mit neuer Kaje

■ 35-Millionen-Projekt abgeschlossen / Tide fraß 60 Jahre alte Mauer

„Der Bremer Holzhafen ist ins nächste Jahrhundert hinübergerettet“, freute sich gestern Hans Paul Ehrling, Chef der dort ansässigen Rolandmühle, auf der Einweihungsfeier der neuen Kaje im Bremer Holz- und Fabrikenhafen. In zwei Jahren und drei Monaten Bauzeit wurden auf der Nordseite des Hafenbeckens 620 Meter, auf der Südseite 230 Meter Kaje saniert. Der Neubau wurde nötig, weil die alte, im Jahr 1932 gebaute Spundwand morsch und teilweise schon gerissen war.

Neben dem Altersfraß setzte dem Material besonders der Tiedenhub zu, der sich in den letzten sechzig Jahren durch Ausbaggerungen in anderen Hafenbecken von einem halben auf drei Meter erhöht hat. Zwei Meter vor die alte Mauer wurde nun eine neue gesetzt, gleichzeitig wurde das Hafenbecken um vier Meter vertieft. Das Projekt kostete etwa 35 Millionen Mark, die aus Bundesmitteln finanziert wurden; die ansässigen Firmen beteiligten sich mit drei Millionen Mark.

Nun können Schiffe mit bis zu 10,5 Metern Tiefgang im Holzhafen be- und entladen werden, die vier großen Anliegerfirmen erhoffen sich davon mehr Umschlag. Im Moment macht der Anteil des Hafenumschlags im Holzhafen, wo hauptsächlich Getreide, Futtermittel, Fischmehl und Stückgut umgeschlagen werden, etwa fünf Prozent des Gesamtumschlages aus.

„Die Steigerung des Umschlages ist enorm“, befand Staatsrat Gerd Markus, der Häfensenator Beckmeyer bei der Einweihung vertrat. „Dieser Teil des Hafens ist einer der wesentlichen wirtschaftlichen Faktoren für die Stadt.“ Die von Markus selbst aufgeworfene Frage, ob eine solche Investition in diesem Teil des Hafens, über dessen anderweitige Nutzung in der letzten Zeit heftig diskutiert wurde, sinnvoll sei, beantwortete er selbst mit einem kräftigen 'Ja'.

Die Arbeiten mußten während des normalen Hafenbetriebes stattfinden: Mit einer extra aus Aqaba am Roten Meer herangeschafften Hubinsel wurden bis zu 50 Meter lange Pfähle zur Abstützung der Kaje schräg unter die bestehenden Gebäude und Kais gerammt. Einige der älteren Gebäude drohten dabei einzustürzen; der Schaden hielt sich allerdings in Grenzen. Zur Zeit werden die Risse in den Gebäuden saniert. Zu sehen ist von der aufwendigen Arbeit aber lediglich die mit Eisenträgern verkleidete Spundwand — und die erstrahlt bereits im Einheitsrost. skai