Kein FCKW — keine Eiswürfel

■ Greenpeace rührt die Werbetrommel für Öko-Kühlschrank

Bonn (taz) — Gestern konnte man die coole Weltneuheit endlich in Augenschein nehmen: Auf einer Pressekonferenz in Bonn hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace den ersten FCKW-freien, ozon- und umweltfreundlichen Kühlschrank vorgestellt (die taz berichtete gestern). Er ist 85 Zentimeter hoch, hat einen Nutzinhalt von 127 Litern, kostet 500 Mark und hat leider einen entscheidenden Nachteil: Auf Eiswürfel muß der umweltbewußte Käufer verzichten, das „Eintemperaturgerät“ hat kein Gefrierfach. Doch diese Schwäche, so ein Mitarbeiter des sächsischen Unternehmens, das den Kühlschrank produzieren will, soll bis zum nächsten Jahr behoben werden. „Wir wollen mehrere Modelle entwickeln.“

Der 1.800 Mitarbeiter große Betrieb strebt an, den Öko-Eisschrank im März 1993 serienmäßig zu produzieren. Greenpeace-Mitarbeiter Wolfgang Lohbeck wiederholte auf der Pressekonferenz die Forderung an die Treuhand, dem Betrieb und dem Produkt eine Chance zu geben.

Den Vorschlag der Industrieholding, Greenpeace solle als Gesellschafter in das zur Zeit vom Direktorat Abwicklung verwaltete Unternehmen einsteigen, lehnte Lohbeck ab: „Wir sind kein Wirtschaftsunternehmen.“ Das letzte Wort, ob Greenpeace sich bei der dkk Scharfenstein auch ökonomisch engagiert, ist aber noch nicht gesprochen: Die Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins sind zur Zeit in Urlaub.

Dem Vernehmen verhandelt die Treuhand zur Zeit mit einem Unternehmen, das sich für den Öko-Kühlschrank interessiert. Unterdessen rührte Greenpeace auch gestern wieder die Werbetrommel. Im Anschluß an die Pressekonferenz fuhren die Öko-Aktivisten mit einem Lastkraftwagen vor die angolanische, ghanesische, israelische und nigerianische Botschaft, um ihren Lieblingskühlschrank vorzuführen. Kühlmultis wie Hoechst, Bosch oder Siemens haben die Dritte Welt längst als neuen Absatzmarkt entdeckt und ebenfalls einen FCKW-freien Kühlschrank entwickelt. Umweltfreundlich ist der freilich nicht. Sein Ersatzkühlstoff FKW 134a greift zwar die Ozonschicht nicht an, bringt den Verbraucher auf lange Sicht aber trotzdem zum Schwitzen: Er ist Mitverursacher des Treibhauseffektes. CC Malzahn