Lokalkoloratur: Ivan Rebroff

LOKALKOLORATUR

Sein Name klingt wie das Läuten der Glocken durch schwermütige, wodkaselige Moskauer Nächte, sein Bart läßt Schlüsse auf die schönsten Flausen zu, und sein Bauch erinnert an Luthers Sehnsucht, der so gerne dicke Männer um sich sah: Ivan Rebroff, das große russische Seelchen der deutschen Volksmusiknation. Wie hat er uns die Wilden von der Wolga in den 70er Jahren näher gebracht! Nichts war da von kaltem Krieg zu spüren, nichts von tumber sozialistischer Herrlichkeit, nein, er zeigte uns: Der Klassenfeind ist auch nur Mensch, trägt folklorebunte Kittelchen und Stiefelchen aus feinstem Leder. Nach seinen Erfolgen als Folklorerusse und Don-Kosaken- Verschnitt, läßt Ivan, der Gutmütige, seinen Baß heute abend um 20 Uhr durch die St.Severini-Kirche in Hamburg-Kirchwerder schallen. Ob der Bassist in seiner Kostümierung jetzt mehr in die Mongolei oder nach Oberkrain tendiert? Nun, heute wird er geistige Lieder vortragen, und dazu paßt ja eigentlich auch ein schwarzer Konfirmationsanzug. jk