Vom Passanten-Imitator zum Silbermann

■ Robot-Baby feiert sein 15jähriges Jubiläum als Straßenkünstler / Am Anfang war die Pantomime

feiert sein 15jähriges Jubiläum als Straßenkünstler / Am Anfang war die Pantomime

Soulige Musik ertönt aus zwei silbernen Lautsprechern. Rund 40 Menschen stehen im Halbkreis und schauen fasziniert in die Mitte. Dort sitzt ein silberner Mann auf einem silbernen Koffer und bewegt sich rhythmisch-roboterhaft zur Musik. Er sieht aus wie ein Wesen von einem fremden Stern: zu einem glänzenden Umhang trägt er passende Handschuhe, Stiefel und Hose. Das Gesicht und der Oberkörper sind mit silberner Schuhcreme angemalt.

Robot-Bobby, der Soul-Roboter, ist aus der Hamburger Straßenkunst-Szene kaum wegzudenken. Nun begeht er sein 15jähriges Jubiläum, was mit einer „Silvernight“- Party heute abend im „Posemuckel“ gebührend gefeiert werden soll. Angefangen hat er 1977 als 15jähriger auf der Spitalerstraße. Dort äffte er die vorbeilaufenden Passanten nach und führte Pantomime vor. Nach fünf Jahren kam ihm der Einfall mit dem silbernen Roboter. Er wechselte den Standort, erst zum Gänsemarkt, später zum Jungfernstieg, feilte an seiner neuen Nummer. Die Musik wurde souliger, Gangart und Gesten weicher, „denn die Leute liefen weg, wenn ich mit ganz mechanischen Bewegungen auf sie zuging“.

Seitdem ist er bei Wind und Wetter in der teuren Einkaufsmeile zu sehen, immer donnerstags, freitags und samstags, „die besten Tage für Straßenkunst, die Leute sind freundlicher und interessierter, weil das Wochenende bevorsteht“ — und sie geben großzügigere Beträge in den silbernen Topf.

Das Arbeiten auf der Straße gefällt Bobby, besonders die Unabhängigkeit. Die hatte es ihm schon als Jugendlicher angetan, „ich hatte keine Lust, ständig den erhobenen Zeigefinger der Erwachsenen zu sehen“. Er zog von zu Hause aus, ging auf die Straße, um sich selbst zu finanzieren, und ließ Lehre Lehre sein. „Ich bin Autodidakt, habe nie eine Ausbildung in dem Bereich gemacht“, erzählt der 30jährige. Brauchte er auch nicht, denn er breakdancte schon, als Michael Jackson noch so aussah, wie Gott ihn schuf.

Fünf oder sechs Jahre will er die „Hamburger Bürger noch unterhalten“, anschließend gern etwas mit Film oder Werbung machen. Ein Drehbuch hat er schon geschrieben, eine Science-fiction, leider hat sich niemand so recht dafür interessiert. Und Kinder möchte er auch irgendwann, „am liebsten zwei“. Während seiner Vorstellungen kommen immmer wieder Lütte, mit denen er rumscherzt und Späßchen macht.

Seit vier Monaten ist Robot-

Bobby auch als Sänger zu bewundern, da schmettert er zur Melodie von „Let‘s twist again“ „Ich geh woanders hin“, verulkt Marius Müller-Westernhagen und macht auch vor den Heavy-Metal-Veteranen AC/DC nicht halt. Die Kon-

zerte finden mehr oder weniger spontan meistens am Alsteranleger oder auf dem Gänsemarkt statt. Wer Interesse hat, Robot-Bobby für eine Veranstaltung zu engagieren, kann ihn erreichen unter 040/596237. Tam