Ordnung ins Dinosaurier-Gewimmel!

■ Überseemuseum kämpft mit Plakaten gegen modisches Dinosaurier-Halbwissen

Zu der Zeit, als die Erdteile noch so schöne Namen wie Laurasia und Gondwanaland hatten und alle in der Mitte der Erdkugel zusammenklumpten, begann die große Stunde der Saurier. Auch die Dinos, wie sie heute von den Kleinsten liebevoll genannt werden, haben klein angefangen: als elefantenfüßiger Plateosaurus und als krokodilähnlicher Phytosaurus. Der Pflasterzahnsaurier Placodus knackte Muscheln, während sich seine fast leichtfüßigen Verwandten Coelophysis und Ornithosuchus von dem Fleisch selbst erjagter Tiere ernährten. Auf den Kontinenten Laurasia und Gondwanaland war es warm und tropisch, wie die Saurier es liebten, und sie wurden immer größer und zahlreicher. Doch bis auch Tyrannosaurus Rex die immer weiter auseinanderdriftenden Kontinente bevölkerte, gingen noch ein paar Millionen Jährchen ins Land.

Kein Zweifel, Saurier sind in, und darum hat sich jetzt das Übersee-Museum der Urviecher angenommen und sie — möglichst realistisch — auf drei verschiedenen Plakaten versammelt. Jedem Erdzeitalter sein eigenes Plakat. Für 26 Mark ist das Dreier-Paket im Überseemuseum zu erwerben. „Mir ist daran gelegen, daß man die geologische Zeit so sieht wie unsere Zeit“, erläutert die Ex- Chefin des Hauses (und Geologin) Elisabeth Kuster-Wendenburg. Vulkanausbrüche, Erdbeben und Meteoriten-Einschläge hätten in den Trias-, Jura- und Kreide-Zeitungen die Schlagzeilen gemacht. Es mußte so einiges zusammenkommen, bis die Dinos, die immerhin 160 Millionen Jahre lang die Erde beherrschten, verschwunden waren: Die Kontinente drifteten auseinander, die Sonne verdunkelte sich durch Vulkanasche und den Staub der Meteoriteneinschläge, und die armen Saurier, die wie Eidechsen die wärmende Sonne brauchen, begannen zu frieren. Ohne Sonne konnten auch die kleinen Saurier nicht mehr schlüpfen, und fiese kleine Säugetiere plünderten die letzten Eier aus den Sauriernestern. Die Pflanzen, von denen sich die Giganten massenweise ernährten, wurden immer weniger — und giftiger: Die Evolution hatte die Blütenpflanzen entwickelt — Tyrorex und Stegi machten sie den Garaus. Überlebt haben nur Schildkröten, Schlangen und Eidechsen.

Weil die Dinos so „in“ sind, hat Elisabeth Kuster-Wendenburg einen großen Kummer: Es werden von geschäftstüchtigen Verlagen lauter grellbunte Plakate gedruckt, auf denen Tyrorex neben Stegi, Euparkeria und Iguanodon zu stehen kommt. 160 Millionen Jahre auf einem Bild und dazu unter einem dramatisch rotgefärbten Himmel, als seien die Tierchen direkt einem Fantasy-Film entsprungen - das ist der Geologin zuviel: „Das sind Bilder einer Welt, wie sie gar nicht ausgesehen hat.“ Die für das Überseemuseum von Helma und Johannes Jaxy entworfenen Saurier-Plakate sind darum in dezenten Pastelltönen gehalten, und hier stimmt alles zusammen: Die Pflanzen, die Tiere und die Zeitalter. Und wenn im Jura ein häßlicher Ceratosaurus an einem armen, darniederliegenden Brontosaurus knabbert, so ist auch das lebensecht: Die fleischfressenden unter den Riesen machten nicht einmal vor den eigenen Verwandten halt. Diemut Roether