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Kampf auf dem Medienmarkt

■ Gruner+Jahr verhandelt mit »Tagesspiegel«: Gemeinsamer Druck und Vertrieb/ »Berliner Zeitung« und »Tagesspiegel« im gleichen Format?

Berlin. Der Berliner Medienmarkt ist heiß umkämpft, in diesem Jahr mußten bereits das Spandauer Volksblatt und der Kurier am Abend ihr Erscheinen einstellen. Grund für die Verbliebenen, enger zusammenzurücken. Der Tagesspiegel sucht nun im Kampf um Marktpositionen einen Verbund mit dem Verlag Gruner+ Jahr. Wie Gruner+Jahr gegenüber der taz bestätigte, finden zur Zeit Verhandlungen statt. Diese betreffen zunächst ein engeres Zusammengehen in den Bereichen Vertrieb und Druck, zu einer darüber hinausgehenden möglichen Kapitalbeteiligung wollte man sich nicht äußern. Zwischen beiden Häusern wird nach den Worten des Leiters der Gruner+ Jahr Tochter Berliner Verlag, Lutz Jarosch, über Synergien verhandelt. So wurde vereinbart, daß zukünftig der Tagesspiegel und die Berliner Zeitung gemeinsam in ganz Berlin vertrieben werden. Als problematisch erweist sich bei dieser Kooperation allerdings das unterschiedliche Vertriebssystem. Während der Berliner Verlag den Vertrieb über Agenturen abwickelt, die jeweils zwischen 30 und 60 Zusteller beschäftigen, unterhält der Tagesspiegel einen immensen Stamm von eigenen Leuten. Verlagsgeschäftsführer Lothar Poll überlegt nun ebenfalls, auf unabhängige Agenturen umzusteigen. 400 Zusteller sind wahlberechtigt für den Betriebsrat. Was diese Umstrukturierung für sie bedeutet, kann jedoch selbst der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Peter Kelm nicht sagen. Er habe bislang keine Informationen darüber.

Die Umstrukturierungen treffen auch die dem Tagesspiegel gehörende Merkator-Druckerei. Denn der Berliner Verlag überlegt, dort die Berliner Zeitung zu drucken. Bislang steht ihm noch das Druckhaus Friedrichshain zur Verfügung, doch kann man mit der dortigen Technik den Betrieb nicht weiterfahren. Ein neues Druckhaus würde nach Jaroschs Schätzung 100 bis 200 Millionen Mark kosten. Da ist es geschäftlich naheliegender, die Rotationsmaschinen in der Potsdamer Straße zu nutzen. Der Tagesspiegel könnte über dieses Geschäft endlich die Investitionen, die er Ende der achtziger Jahre in diesem Beriebsbereich getätigt hat, sinnvoll nutzen. Die auf eine Erweiterung des Tagesspiegels angelegte Druckerei war seit ihrem Ausbau nicht ausgelastet.

Voraussetzung dieses Zusammengehens ist allerdings eine Angleichung der Formate der beiden Zeitungen — nach Polls Willen auf Tagesspiegel-Niveau. Dieser Wandel durch Annäherung dürfte in der Redaktion der Berliner Zeitung allerdings heftige Debatten auslösen.

Jarosch rechnet damit, daß dem Tagesspiegel 50 Millionen Mark zufließen, sollte an der Potsdamer Straße die gesamte Auflage der Berliner Zeitung gedruckt werden. Eine Summe, die der Verlag gut gebrauchen könnte, um in der Konkurrenz der Konzerne zu bestehen. Die Auflage stagniert bei 129.000, in Ost- Berlin finden sich lediglich 5.500 Interessenten, die das Blatt erwerben. Verlustmeldungen der Berliner Abendschau werden jedoch von Poll dementiert. Das Unternehmen habe ein solides Fundament.

Eine direkte Beteiligung von Gruner+ Jahr am Tagesspiegel ist bei in Rede stehenden 20,9 Prozent unattraktiv, denn »dann tritt man ins Risiko, ohne zu entscheiden«, so Jarosch. Das gleiche Problem hätte der Holzbrinck-Verlag, der ebenfalls als Interessent gehandelt wird. Gegen eine direkte Beteiligung stehen zudem kartellrechtliche Bedenken. Der Hamburger Mediengigant würde sich mit dem Springer Verlag den Berliner Markt teilen. dr

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