Nur noch Fragezeichen?!

■ Die Hamburger Band Die Antwort löst sich auf / Heute abend ist ihr letzter Auftritt

löst sich auf/Heute abend ist ihr letzter Auftritt

„Was macht Miss Juni im Dezember?“, singt Bernd Begemann, Sänger und Texter der Hamburger Band Die Antwort auf der aktuellen Platte Hier. Die viel interessantere Frage: Was macht Bernd Begemann im September? Im August jedenfalls befindet er sich noch im „Bubiparkstudio“, um mit Hilfe von Michi Reincke (Ex-Felix de Luxe) eine Solo-Platte einzuspielen. Die Kollaboration zwischen Bernd Begemann und Lindenberg-Rockgitarristen Karl Allaut ist gescheitert. Die Band will ohne Begemann und unter neuem Namen weitermachen. Ihren Ausstand als Combo geben sie heute in der Großen Freiheit.

Schade eigentlich. Denn: Auch ihr zweites Album Hier offenbarte auf unterhaltsame Weise Einblick in das Seelenleben Begemanns. Mit der Ernsthaftigkeit eines 20jährigen, der schon alles erlebt zu haben glaubt, verleiht der Endzwanziger abwechselnd seiner Wut („Ich komme, um zu kündigen“), seiner Sensibilität („Süsse“) oder seinen Verirrungen („Romantischer Narr“) Ausdruck. Das Ganze musikalisch unterlegt von Alt-Rocker Allaut. Da wird rumgebluest, Barmusik rausgekramt oder ganz einfach, wie es in der Rockersprache heißen mag, 'mal so richtig die Sau rausgelassen.

Es ist zwar mitnichten die Musik, die Die Antwort auszeichnet. Eher ist es wohl der Charme und die Qualität von der Oberprimaner-Lyrik Begemanns, die die Kritiker verzückte. Der große kommerzielle Erfolg blieb dennoch aus. Die Klientel deutscher Rocker wie Lindenberg oder Westernhagen ist eben weniger für geistreiche Texte zu begeistern. Die intellektuell angehauchten Musikkonsumenten können aus gutem Grunde nichts mit Deutsch-Rock anfangen.

Ob allerdings Seichtling Michi Reinke die richtige Adresse ist, um die unterhaltsame Lyrik Begemanns massenkompatibel zu vermarkten, ist zweifelhaft. Hoffen wir, daß die Frage ‘Was macht Bernd Begemann im Oktober?', nicht mit einer Taxifahrt nach Paris beantwortet wird. Kai Rehländer

Große Freiheit, 23 Uhr