Bitteres Bonbon

Filz und Postenschieberei sind im sozialdemokratischen Hamburg nichts Neues. Imposant ist es allerdings immer wieder, wie viele Personen in solchen Fällen unkritisch die Machenschaften absegnen. Die abenteuerliche Art und Weise, mit der ein Senatsamt dem potentiellen Rektor der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung eine satte Gehaltserhöhung verschafft, ist nach den bisherigen Erkenntnissen so ein Fall. Offensichtlich hatte das Senatsamt ein Interesse daran, ausgerechnet dem Anwärter Wilhelm Nöth das Bonbon zu offerieren. Wie sonst ist es erklärbar, daß erst in der zweiten Amtsperiode der Dukatenregen niederprasselt? Doch der eigentliche Knackpunkt der Geschichte liegt ganz woanders. Immerhin ist Wilhelm Nöth trotz dieser Vorgänge und undemokratischer Stimmzettel gewählt worden. Die meisten Mitglieder des obersten Selbstverwaltungsgremiums der Hochschule haben das Spiel mitgespielt. Nur ein paar Kritiker haben dem Spuk vorerst ein Ende bereitet. In diesem Geist werden offenbar in Hamburg künftige Staatsdiener herangebildet. Diejenigen also, von denen erwartet wird, daß sie die - wohlgemerkt - freiheitlich-demokratische Grundordnung immer und überall verteidigen. Freiheitlich und demokratisch? Angepaßt und hierarchiebewußt lautet offenbar die Devise. Sigrun Nickel