Bellende Hunde im Kaiser Friedrich

■ Wie Bremer Genossen ein Theaterstück ohne Darsteller inszenieren

Da kenne sich noch einer aus in der Bremer Sozialdemokratie: „Komm, wir schlachten unseren Bürgermeister“, heißt das Stück, das schon zum zweiten Mal in dieser Saison auf den Spielplan gesetzt wird, allein es fehlen Regisseur, Hauptdarsteller und sogar die Statisten halten sich versteckt. Einzig einen Kulissenschieber hat man im Rathaus bislang ausgemacht, und der steht einsam in der Öffentlichkeit und schiebt mit Stroh gefüllte Kanonen über die Bühne.

Los ging es am Donnerstag: Da titelte die verehrte Konkurenz-Zeitung: „Werden Stadtwerke und Gewoba verkauft? Kröning: Es gibt keine Tabus.“ Die Strategie war klar: Wenn Kröning Fücksens Tafelsilber verscherbeln will, gibt es Riesenstunk in der Koalition. Riesenstunk macht Wedemeier Ärger, also gilt Kröning als Königsmörder, also steht der Plot für's Theaterstück. Kröning allerdings erinnerte sich gestern nicht daran, Verkaufsabsichten geäußert zu haben. „Das war eine Erfindung von Herrn G.“ schimpfte er über den verehrten Autoren des Artikels. Und: „Stadtwerke und Gewoba sind keine Bestandteile des Sanierungsprogramms.“

Doch die Bühne war gezimmert. Und gestern folgte dann der nächste Teil des Sommertheaters: Wiederum in der werten Konkurenzzeitung bliesen anonymen Darsteller zum zweiten Akt: Wedemeier wieder unter Beschuß. Im September wird es hoch hergehen. „An den herbeigeschriebenen Spekulationen des Herrn G. beteiligt sich der Bürgermeister nicht“, verlautete es darauf aus dem Rathaus. Herbeigeschrieben?

Haben die Leistungen der SPD in der Ampel etwa dazu beigetragen, die Fans einer großen Koalition ruhigzustellen. Lauern sie nicht wirklich unter der Bühne im Souflerkasten, auf daß endlich der Hauptdarsteller komme? Was ist mit den SPD- Herren Lojewski und Barsuhn? Was mit Kunick? Sind nicht auch die SPD-Linken tief frustriert darüber, daß ihnen jede Möglichkeit zur Politikdarstellung fehlt? Und warum, um Himmels willen, telefoniert Peter Sakuth im Urlaub vom Segelschiff aus per Funktelefon mit Claus Grobecker? Fragen über Fragen, aber reicht das aus für eine erfolgversprechende Inszenierung? Und was hat in diesem Zusammenhang der werte Herr G. zu suchen. „Der macht sich zum Schreiberling Kaiserlich-Friedrichianischer Stammtisch-Strategien“, sagt einer böse. Doch welche Strategien könnten dort die Herren Thape, Seifritz und Grobecker entwerfen? Da hat der Bürgermeister wohl recht, wenn er sich inzwischen mit Helmut Kohls Überlebensstrategie wappnet: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.“ Heißt es jetzt im Rathaus. Wohin? Auf die Bühne, zur nächsten Aufführung desselben Stücks. Gute Unterhaltung wünscht Rosi Roland