16 Hochschullehrer müssen gehen

■ Kommission der Humboldt-Uni stellte Stasi-Überprüfungsergebnisse vor

Berlin. 16 von 522 HochschullehrerInnen an der Humboldt-Universität (HUB) steht jetzt wegen nachweisbarer Kontakte zur DDR-Staatssicherheit die Kündigung ins Haus. Wie der Vorsitzende der 1991 als freiwilliges Überprüfungsgremium eingesetzten HUB-Ehrenkommission, Bert Flemming, gestern mitteilte, wäre eine Weiterbeschäftigung wegen ihrer früheren Stasi-Tätigkeit »unzumutbar«. Weitere 30 HochschullehrerInnen sollen trotz früherer Stasi- Kontakte unter Auflagen weiterbeschäftigt werden. Ihnen ist der Antritt von Wahlämtern untersagt. Von weiteren 30 habe man sich »einvernehmlich getrennt«, so Flemming. Die Ehrenkommission stellte gestern die Ergebnisse der Aktenüberprüfung von etwa 700 HochschullehrerInnen seitens der Gauck-Behörde vor. Bei insgesamt 150 von ihnen fanden sich in den Stasi-Akten Einträge. Wegen Verkleinerung des Lehrkörpers auf 522 wurden allerdings nur 81 Fälle konkret überprüft.

Unter den Einträgen seien auch acht abgelehnte Anwerbungsversuche gewesen, sagte Flemming. Zwei weitere seien von der Stasi mit erpresserischen Methoden zur Mitarbeit gezwungen worden. In drei Fällen brachten Stasi-Spitzel Kollegen oder Studenten der Humboldt-Universität ins Gefängnis. Fast alle Stasi-Verdächtigen an der HUB hätten frühere Kontakte zugegeben, sagte Flemming. Sechs streiten jeden Kontakt ab, ihre Akten werden erneut überprüft. Die Ehrenkommission habe jetzt bis auf zehn alle Betroffenen gehört. Es habe sich gezeigt, daß sich die Zusammenarbeit mit der Stasi gleichmäßig durch alle Fachbereiche zog. Die Kündigungsempfehlungen der Ehrenkommission liegen jetzt der Hochschulleitung und der Personalkommission vor. Zum Grad der Verstrickung von Hochschule und Stasi sagte Flemming: »Die Universität war nicht besser als die übrige DDR.«

Mit der Überprüfung aller Hochschullehrer sei »ein wichtiger Schritt zur Erneuerung der Humboldt-Universität« gemacht worden, betonte die neue Präsidentin Marlis Dürkop gestern. Eine Einschätzung der Zahlen wollte sie nicht geben, da Vergleichsdaten noch nicht vorlägen. Außer den Stasi-Verstrickungen gelte es nun auch noch, das Verhältnis der Uni zur Staatspartei zu untersuchen. »Auch da werden wir noch einige sehr schwierige Probleme haben.« Bis zum Jahresende soll mit der Überprüfung der rund 1.450 wissenschaftlichen Mitarbeiter begonnen werden. jgo