Wanderburschen

■ Der Potsdamer Ronald Weigel gewann Bronze im 50-km-Gehen

Barcelona (dpa) — Ronald Weigel war nach dem Zieleinlauf des 50-km- Hitzemarathons der Geher völlig fassungslos über seine Bronzemedaille. „Ich habe erst am Stadioneingang erfahren, daß ich auf dem dritten Platz liege und kann mich nach dieser Quälerei noch gar nicht richtig freuen“, gestand er abgekämpft mit zwei Trinkflaschen in der Hand. Die Disqualifikation des Polen Robert Korzeniowski unmittelbar vor dem Stadion hatte er nicht bemerkt.

„Ein hartes Ding“ sei dieser Wettkampf bei „Sauna-Temperaturen“ gewesen, vor allem die Strecke bergauf zum Olympiastadion auf dem Montjuic. Da sei er nur noch „gewandert“. Weigel, der im Gehsport zu den alten Haudegen gehört und schon 1983 Weltmeister war, ging den Wettkampf bewußt langsam an. Die Spitze um den Sieger Andrej Perlow interessierte ihn nicht, er suchte sein eigenes Tempo. „Natürlich habe ich spekuliert, daß der Pole nach zwei roten Karten noch platzt, aber auch ich hatte zwei weg und wollte keine Disqualifikation riskieren.“

Darum hörte Weigel auch nicht auf die Rufe von Bundestrainer und Schwiegervater Hans-Joachim Pathus, der immer wieder forderte, das Tempo doch zu erhöhen. „Ich wollte meine gute Position nicht riskieren und wußte, daß es aus eigener Kraft nicht mehr als Platz vier werden würde“, gestand er. „Ich habe bestimmt vier bis fünf Kilo abgenommen, unterwegs sieben bis acht Liter getrunken, fast die Hälfte mehr als sonst.“

Der Erfurter Hartwig Gauder (37), 1980 Olympiasieger und 1987 Weltmeister, war nach seinem sechsten Platz sichtlich enttäuscht. „Für mich bricht eine Welt zusammen.“