Heimweh des Fremdseins

■ William Mastrosimones verzweifelte Tagträumer im theatron

im theatron

Aus dem Dunkel der Bühne löst sich eine Frauengestalt, stellt sich an die Wand und stimmt in einem aufflammenden Lichtkegel den Song „Dream a little dream of me“ von den Mamas und Papas an - bekannt auch als Melodie zum C & A-Werbespot. Doch „cheap & awful“, wofür die Initialien in Fachkreisen stehen, gestaltete sich die Premiere von William Mastrosimones Tagträumer in der Regie von Jens Paarmann am Freitag abend in keiner Weise. Die beiden Nachwuchsdarsteller, Constanze Domdey als Verkäuferin Rose und Christoph Tomanek als Lastwagenfahrer Cliff, beherrschen die spärlich gestaltete Bühne von der ersten Sekunde an, in der die Beleuchtung einsetzt.

Zwischen Kühlschrank, Bett, und Tisch, einer nackten Glühbirne und einem vernagelten Fenster entspinnt sich eine zunächst zaghafte dann aggressive Liebesgeschichte voller Leid, Verzweiflung und Verletzung. Rose lernt Cliff, der auf die Reparatur seines Trucks wartet, bei ihrer Arbeit kennen und lädt ihn in ihr deprimierend schäbiges Appartement-Loch ein. Beide versuchen, über den anderen ihre Isolation zu durchbrechen.

Doch Rose, von grausamen Zwangsvorstellungen geplagt, findet keinen Zugang zu Cliff und dessen Art, alles mit derbem Humor zu nehmen. Vor den Ohren der imaginären alten Nachbarin, die an der Wand lauscht, trennen sich ihre einsamen Wege, Einbahnstraßen gleich, die sich lediglich an einem Punkt kreuzen.

Erst später merken beide, daß eine Chance vertan worden ist. Cliff kehrt für einen zweiten Versuch der Annäherung „wie eine heimwehkranke Brieftaube“ zurück. Den Schauspielern gelingt es, die happyendlose Story von William Mastrosimone, der den meisten wohl als Autor von Extremities bekannt sein dürfte, hautnah darzustellen. Gerade in Momenten der Verzweiflung verzichten sie auf falsches Pathos und überzeugen mit wohlpointierten Gesten. Gregor Gerlach

Weitere Vorstellungen: 8., 13., 14., 15., 20. u. 21.8., jeweils 20.07 Uhr