Volle Kanne Kaiserwalzer

■ Das Das Schmidt-Theater feierte sich mitsamt seinen Gästen ins fünfte Jahr

feierte sich

mitsamt seinen Gästen ins fünfte Jahr

Nachdem sich die zahlreich erschienenen Gäste in die roten Sessel geplüscht und genug der für den Erhalt der Klamauk-Arena so wichtigen Getränke an ihre Tischchen geordert hatten, konnte der „geile Anlaß“, wie der vierte Geburtstag hausintern annonciert wurde, über die Bühne gehen. Große Reden sparten sich Part-Time-Transe Ernie Reinhardt, zuerst noch reichlich ungeschminkt, und Betriebsleiter Cornelius Littmann, der an diesem Abend mit gestrafftem Schritt aufwartete - doch, „wer guckt da schon hin“, wie die Reinhardt ganz treffend bemerkte. Natürlich alle.

„Es hat ja wohl so manchen gewundert, daß Homosexuelle marktwirtschaftlich derart erfolgreich sind - abgesehen von der Pornoindustrie“, brachte Littmann den Triumph seines Theaters knapp auf den Punkt. Etliche Kultursenatoren hätten sie schon überlebt und auf ein paar mehr würden sie schon noch hoffen, sprach er in Richtung der derzeitigen kulturellen Vertreterin des Senats Dr. Christina Weiss. Auch Ingo von Münch, der 1988 die schmidtsche Klimaanlage eingeweiht hatte, genoß am Samstagabend deren Leistungsfähigkeit.

Quasi als hausinterne Leistungsshow entfaltete sich das Schmidtgeburstagsprogramm. Durchs Programm führten die A-Cappellisten von Mägadäm und Schwarz und lockten die Gäste zuerst in rheinische Niederungen: Kollektives Schenkelklopfen, dann mit den Beinen auf den Boden gestampft und auf dem Höhepunkt der „Rakete“ ein langgezogenes Aalaf. Durch solcherlei Zuschauerzuspruch gedopt, wurden die Vorzüge der körperlichen Liebe zu einem Huhn besungen („Gestern habe ich ein Huhn gefickt, es hat nur kurz genickt“), das Publikum kunstvoll mit Bumerangs beworfen oder morbide Tavernenlieder dargeboten. Man lockte eben auf die Schmidt-übliche Weise in die wundersame Welt des Variete.

Angie Stardust stellte sich und ihren überwältigenden Körper als Opener des zweiten Teils zur Verfügung. Inbrünstig stimmte sie alte Hollywoodweisen an und eröffnete so eine vergnügliche Tanzlustbarkeit. Mann und Mann, Mann und Frau, Frau und Frau kreiselten zum Kaiserwalzer über die Tanzfläche.

Da fehlte doch noch jemand. Nein, nicht Frau Jaschke, die ist scheinbar im Urlaub. Ernie Reinhardts alter ego Lilo Wanders war's, die von ihrem Polenurlaub berichtete. Von Herrchens Frauchen ließ man sich dann den späten Abend versüßen - und schon waren alle mittendrin im fünften Jahr Schmidt. Wohl nicht das letzte, denn Gerüchte, daß die Theaterleitung abwandern wolle, dementierte Corny-Baby aufs heftigste. G.Gerlach/K.Rehländer