Nach 28stündiger Bahnfahrt am Ziel

■ Erneut Flüchtlingszug aus Bosnien eingetroffen/ 72 Menschen nach Weißensee gebracht

Berlin. Nach 28stündiger Bahnfahrt sind am Sonntag mittag 72 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in Berlin eingetroffen. Zuvor hatte der Sonderzug mit ursprünglich 791 Flüchtlingen in Nürnberg, Dresden und Schönefeld gehalten. Dort waren die für Bayern, Sachsen und Brandenburg bestimmten Flüchtlinge empfangen worden. In Schönefeld waren 156 Flüchtlinge ausgestiegen.

Auf dem Bahnhof Lichtenberg hatte sich bei der Ankunft des Zuges gegen 13 Uhr ein großes Medienaufgebot versammelt. Auch Staatssekretär Armin Tschoepe von der Senatsverwaltung für Soziales war zum Empfang auf dem Lichtenberger Bahnsteig erschienen. Nach Auskunft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gab es während der Fahrt keinerlei Probleme.

Auch eine Schwangere und ein Rollstuhlfahrer hätten die Reise gut überstanden. Aber die Menschen seien durch die Hitze völlig erschöpft und schwach, sagte Anton Conrad, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes für den Sonderzug. Hinzu kämen noch der seelische Druck und die Leiden des Krieges.

Rund 40 Helfer des DRK und drei Ärzte hatten die Flüchtlinge medizinisch betreut und mit Lebensmitteln versorgt. Nach der Ankunft erzählten viele Flüchtlinge von den Kriegsschrecken im ehemaligen Jugoslawien. Außer den Kleidern auf dem Leib und einer Tasche mit Habseligkeiten hatten die meisten nichts retten können.

Mit zwei Bussen wurden die Flüchtlinge von Lichtenberg in ein Wohnheim des Internationalen Bundes für Sozialarbeit in Weißensee gebracht. Dort leben bereits die mit dem ersten Zug angekommenen Flüchtlinge seit dem 27.Juli.

Ob möglicherweise auch die Plätze für den Zug aus Zagreb durch Bestechungsgelder gekauft wurden, wie es nach ARD-Informationen bei der Zusammenstellung der Transporte in Karlovac gewesen sein soll, wußte Einsatzleiter Conrad nicht. Die Flüchtlinge seien von kroatischen Behörden ausgewählt worden. Das Deutsche Rote Kreuz habe keine Listen zum Vergleich in den Händen gehabt. Bei dem großen Leid sei er aber froh, daß er nicht diese schwierige Auswahl zu treffen hatte. dpa