"Sozi" vom Computer

■ Mehr Technik, weniger Sachbearbeiter in Hamburgs Sozialämtern

in Hamburgs Sozialämtern

Auf den Kollegen Computer werden sich zukünftig alle Hamburger SozialhilfeempfängerInnen einstellen müssen. Nach einer einjährigen Testphase in Eimsbüttel wird zunächst in Bergedorf, Süderelbe und Wilhelmsburg, und schließlich bis zum Herbst 1994 in allen Sozialämtern der Bezirke PROSA (Projekt Sozialhilfe-Automation) Einzug gehalten haben, verkündete gestern Bezirkssenator Peter Zumkley vor der Presse.

Dann wird das Staatssäckel um 34 Millionen Mark Investitionskosten und weitere 14 Millionen Mark jährliche Ausgaben leichter sein, 1200 SachbearbeiterInnen in zweiwöchigen Schulungsmaßnahmen auf ihre neue Arbeitsweise vorbereitet und 200 KollegInnen um ihren angestammten Arbeitsplatz gebracht worden sein. Denn PROSA soll nach dem Willen des Senats nicht nur der Ende der 80er Jahre vom Rechnungshof mehrfach gerügten Arbeitsüberlastung der SachbearbeiterInnen ein Ende bereiten, sondern auch „kostenneutral“ sein. „Mit der Streichung von 200 Stellen sparen wir jährlich 18 Millionen Mark, für PROSA geben wir nur 14 Millionen aus“, rechnete Zumkley zufrieden vor.

Mit dem Automationsvorhaben steckte sich der Senat 1988 ein ehrgeiziges Ziel, bei er keine ausgetretenen Pfade beschreiten wollte. Denn obwohl zu diesem Zeitpunkt in Bremen ein ähnliches System (PROSOZ) fast fertig entwickelt war, wurde ein völlig neues Verfahren entwickelt: Ein Umstand, den die Bremer Entwicklungsgruppe damals als „profiliersüchtig“ kommentierte. PROSOZ wurde durch die Uni Bremen und durch Gutachter des Fraunhoferinstituts (Arbeitsergonomie) begleitet, mit sechs Millionen Mark aus dem Bundestopf „Humanisierung der Arbeitswelt“ bezuschußt und gemeinsam mit dem Gesamtpersonalrat entwickelt.

Den Verzicht auf dieses „Rahmenprogramm“ hatte die GAL- Fraktion in der Bürgerschaft heftig kritisiert. Auch Datenschutzprobleme hatten die Grünen befürchtet, die Undurchsichtigkeit der Finanzplanung hatte 1989 sogar alle Fraktionen im Haushaltsausschuß verärgert. Ob sich die Befürchtungen bewahrheiten, daß der Computer zudem noch auf Kosten der Armen spart, wird sich in den nächsten Monaten erweisen. Die Eimsbüttler Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel: „Wir waren zunächst skeptisch, dann aber positiv überrascht, wie gut alles klappte.“ sako