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Berichtigung-betr.: blue print / Günther Anders

Die Flut der Postkarten, Briefe, Pakete und Container, die uns in Sachen Anders/blue print erreicht haben, ist an ihr Ende gekommen. Ein Leser aus Bonn beschimpfte den „Sonntagsredakteur“ als „zu Recht so genannten“ und die Hospitantin als „hospitalisiert“. Zugegeben, die Post aus Hamburg war uns lieber. Der Leser schickte uns zwei hervorragende Packungen „Senior Service“ (-Zigaretten, Fine Virginia) plus zwei Rollen „Live Savers“ (-Drops, Five Flavors) und meinte, manchmal lohne eine „Berichtigung“ ein ganzes Monatsabonnement, was uns als Lob übertrieben, als Schmeichelei angemessen erschien, vielen Dank. Der Satz jedenfalls heißt korrekt so: „Erst heute, in der Epoche der Massenindustrie, kommt dem Objekt tatsächlich ein geringerer Seinsgrad zu als seiner ,Idee‘: nämlich seinem blue print.“ Und die Autorin unseres Artikels (sowie der Rowohlt-Monographie über Günther Anders), Elke Schubert, weiß ferner zu berichten, Anders' „Bemühen um eine einwandfreie Grammatik grenzt schon fast ans Manische“. Die Richtigkeit des Satzes ließe sich ohne weiteres prüfen, wenn man ihn so verkürze: „Erst heute (...) kommt dem einzelnen Objekt ein geringerer Seinsgrad zu als seinem blue print.“ Die Blaupause, ergänzt „ein begeister Fan“ (na, na!) der „Berichtigungs-Spalte“, sei „ein (technisch überholtes) Synonym für ,Konstruktionszeichnung‘. Nur in diesem Sinne ist der Satz von Anders verständlich — wenn überhaupt“, denn (Fußnote:) „die Blaupause ist nicht die Idee des Objekts, sondern seine Bauvorschrift“. Womit wir uns, Live Savers schmatzender Montagsredakteur und Senior Service schmauchende Hospitantin, von den begeisterten, genauen, verunsichterten, verbiesterten und deshalb, dennoch und grade — nicht nur um der „Idee“ willen — geliebten (ja, geliebten) Leser(inne)n verabschieden. Und vom Thema. Kommentarlos, versteht sich.

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