Musik im Schiffsbauch

■ Matineen auf der Cap San Diego beleben sonntags den Hafen

beleben sonntags den Hafen

Sie hat keinen Kakao oder Kaffee mehr im Bauch, sie tuckert nicht mehr nach Südamerika, sie liegt im Hafen und dümpelt vor sich hin, was 40000 Mark Stromkosten im Monat verschlingt. Betriebsfeste werden hier gefeiert, Touristen kommen in Mengen, von denen andere Hamburger Museen träumen.

Die Cap San Diego, der vielgeliebte Frachter, ist eine brachliegende kulturelle Marktlücke und eine Herausforderung für angehende Kulturmanager. Christian Zech, Kai-Michael Hartig und Cristóbal Giesen Guerra, drei ausgebildete Musiker und jetzt Studenten des Studiengangs Kulturmanagement an der Musikhochschule, organisieren nun Martinéen am Sonntag morgen im Schiffsbauch.

Parallel zum und in Zusammenarbeit mit dem Schleswig Holstein Musikfestival fand am 2. August die Premiere mit Geigern aus SMH- Meisterkursen statt. Wilhelm Wieben gab sich am letzten Sonntag die Ehre mit plattdeutschen Gedichten. Überraschen wollen die drei Organisatoren mit einer Mischung von musizierenden Nachwuchskünstlern, interessanten — aber nicht unbedingt immer prominenten — Moderatoren, und mit Gesprächsrunden auch zu Themen aus der Geschichte des ausgemusterten Frachters oder des Hafens. Musikalisch ist nichts festgelegt: Von Klassik bis Jazz, von alt bis neu, E- oder U-Musik, alles geht, nur Niveau soll es haben. Bis zu 400 Menschen finden Platz in den alten Laderäumen vier Meter unterm Wasserspiegel, wo früher Vogelspinnen Bananen aßen.

Das Geld für die Kunst zu organisieren lernen die drei Kulturmanager bei diesem, das Studium begleitenden „Praktikum“ mit der Methode „learning by doing“, so der Präsident der Hochschule für Musik, Professor Hermann Rauhe, der gestern auf dem historischen Schiff seine Studenten nur loben konnte. Sie taten Stifter und Sponsoren auf, so daß ab Oktober die Finanzierung der Reihe für ein Jahr gesichert ist, und man sonntags nach dem Fischmarkt eine Matinée besuchen kann. jk