Lokal handeln

KOMMENTAR

Lokal handeln

An einigen der viel zuviel befahrenen Straßen werden es die Hamburger künftig per Digitalanzeige vor Augen haben, wieviel Stickoxide und Benzol sie sich gerade zwangsläufig reinziehen. Um die Quelle dieser Luftverschmutzung zu finden, müssen sie nicht mehr in die Ferne zu den Schornsteinen blicken, sondern zum Kraftfahrzeug neben sich. Die Schwefeldioxidabgase der Industrie haben zumindest in Hamburg inzwischen so abgenommen, daß es nicht einmal mehr für Smog-Alarm reicht. Aber dafür ersticken wir demnächst in Auto- Abgasen, wenn sich außer besseren Messungen nichts tut.

Die neue, auf verkehrsbedingte Schadstoffe ausgerichtete Meßstrategie der Hamburger Umweltbehörde wird die Diskussion darüber anheizen und hoffentlich auch einige Autofahrer dazu bringen auszusteigen. Wer nun aber hofft, daß Hamburg auch verkehrspolitisch richtig in Bewegung gerät, um seine Bürger vor der täglichen Vergiftung zu bewahren, hat sich getäuscht. Der bei Ökologen beliebte Leitsatz „Global denken, lokal handeln“, gilt hier nämlich nicht. Hamburger Politiker blicken erwartungsvoll nach Bonn oder Brüssel, warten auf die Erhöhung der Mineralölsteuer, die Schwerverkehrsabgabe für Lkw oder die Begrenzung des Benzolgehalts im Benzin.

„Das dauert alles viel zu lange“, gibt auch Umweltsenator Vahrenholt zu. Aber warum dann nicht auf lokale Mittel sinnen, um die Hamburger schneller vor der schleichenden Vergiftung auf der Straße zu schützen? Könnte man die Stadt nicht sperren für Autos oder zumindest für solche ohne Katalysator? Oder vielleicht die Straßenverkehrsordnung anwenden, die ja vorsieht, daß Bürger durch den Autoverkehr nicht verletzt oder über die Maßen belästigt werden? Vera Stadie