140.000 Tonnen Hausmüll

■ Privater Abfallentsorger DASS zieht nach sieben Monaten Bilanz/ Bereits 75.000 Mülltonnen und 5.000 Iglus für Glas und Papier aufgestellt

Berlin. Seit diesem Jahr ist für den Müll nicht nur mehr die Berliner Stadtreinigung (BSR) zuständig. Durch das Inkrafttreten der sogenannten Verpackungsverordnung — von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) erarbeitet — ist die Industrie faktisch verpflichtet worden, Einwegverpackungen selbst einzusammeln und wiederzuverwerten. In Berlin hat diese Aufgabe »Die andere System-Entsorgungsgesellschaft mbH« (DASS) übernommen, die gestern Bilanz zog.

Seit Beginn dieses Jahres hat der private Entsorger 75.000 Mülltonnen (davon 20.000 in den Ostbezirken) und 5.000 Iglus für die Sammlung von Glas und Papier aufgestellt. Für das Einsammeln von sogenannten Leichtverpackungen wie Blechdosen, Joghurtbecher und Plastikflaschen stehen bereits 2.500 gelbe Tonnen und 400 gelbe Iglus. In den vergangenen sieben Monaten warfen die Berliner 140.000 Tonnen ihres Hausmülls in die privaten Tonnen der DASS. Bis Jahresende soll sich der privat gesammelte Verpackungsmüll auf etwa 280.000 Tonnen erhöhen, schätzt das Unternehmen, das aus den Gesellschaftern BSR und der Alba besteht.

Damit würde die private Abfallgesellschaft in diesem Jahr etwas mehr als ein Zehntel der in Berlin jährlich anfallenden 2,5 bis 2,6 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle sammeln, sortieren und wiederverwerten. Bis 1995 soll der Anteil auf rund 500.000 Tonnen wachsen. Eric Schweitzer, Sohn einer der DASS- Inhaber, versicherte gestern, daß von den 140.000 Tonnen sortierten Verpackungsmüll nur ein bis zwei Prozent auf Deponien gekippt würden oder in die Müllverbrennung gelangten.

Solange das Altglas nicht von Steingut oder Keramik »verunreinigt« sei, könne es nahezu unendlich oft eingeschmolzen und zu neuen Flaschen verarbeitet werden. Papier und Pappe sei bis zu siebenmal recycelbar — am Ende aber nur noch für die Herstellung von Taschentüchern und Toilettenpapier zu gebrauchen.

Info-Mobil zum »grünen Punkt« auf dem Alex

Zur Information der Berliner fährt bis Ende des Monats ein weißer Container-Laster durch die Bezirke. Heute steht das »Info-Mobil« auf dem Alexanderplatz vor dem Fernsehturm. Mitarbeiter der DASS und des bundesweiten Privatentsorgers »Duales System Deutschland GmbH« (DSD) erläutern die privatrechtliche Müllentsorgung und den Zweck des »grünen Punkts«. Das Symbol klebt seit Monaten auf den Verpackungen etlicher Produkte. Im Prinzip dürfen nur die mit dem grünen Punkt markierten Verpackungen in die Behälter der DASS geworfen werden.

Die vom Bundesumweltminister vorgeschriebene Entsorgung sämtlicher Einwegverpackungen bis Ende des Jahres kann die DASS möglicherweise aber nicht sicherstellen. Wie wir bereits berichteten, hat das Kartellamt gegen den Zusammenschluß der BSR und Alba Bedenken, weil dadurch die Müllabfuhr monopolisiert werde. Bis spätestens nächste Woche muß die DASS dem Kartellamt einen Gesellschaftsvertrag vorlegen, mit dem die Zusammenarbeit von BSR und Alba auf zehn Jahre begrenzt wird.

Kritik des Kartellamts und der Bezirke an der DASS

Die flächendeckende Einführung der »gelben Tonne« für die Leichtverpackungen droht außerdem am Widerstand einiger Westbezirke zu scheitern. Die Umweltstadträte von Tiergarten, Charlottenburg, Steglitz und Wilmersdorf sind weitgehend dagegen, daß die Container auf öffentlichem Straßenland aufgestellt werden. Sie sollten in Einkaufszentren oder neben den herkömmlichen Mülltonnen plaziert werden. Weil die DASS aber zuwenig Müll-Lastwagen besitzt, könnte es bei dem Entleeren dezentral aufgestellter Container zu Schwierigkeiten kommen.

Bei Umweltgruppen wie dem bundesweit organisierten »Müllnetz« stößt die private Entsorgung auf Kritik, weil indirekt die Verwendung von schwer verwertbaren Einwegverpackungen gefördert werde. Der Handel müßte zur Rücknahme und Pfanderhebung verpflichtet werden, fordern die Umweltgruppen — umweltfreundliche Mehrwegverpackungen würden dadurch konkurrenzfähig. Dirk Wildt