Energiewende bei den HEW?

KOMMENTAR

Energiewende bei den HEW?

Das überraschende Ja des selbstherrlichen Stadtstrommonopolisten Hamburgische Electricitätswerke zu regenerativen Energien bedeutet eine kleine Sensation. Die Aufstockung der gesetzlich vorgeschriebenen 16,5 Pfennig Einspeisungsvergütung auf 26,5 Pfennig zeigt, daß es den HEW um mehr geht, als einen bloßen PR-Gag.

Sicherlich: Die paar Solar- und Windwatt sind lächerlich im Vergleich zu den 80 Prozent Atomstrom an Hamburgs Energieversorgung und können auch die Lebens- und Verseuchungsgefahr nicht vergessen machen, denen Hamburger BürgerInnen durch die vier umliegenden AKWs ausgesetzt sind. Die HEW werden durch den kleinen Extrabonus an private Solarzellen und Windmühlen auch nicht arm — da wiegt das jährliche vielhundertfache Millionengeschenk an den Stromfresser Hamburger Aluminiumwerke unendlich schwerer.

Dennoch zeigt der gestrige Solarvorstoß des Atomgiganten, daß man im Hause HEW das Schwarze-Peter-Spiel so langsam satt bekommt. Unaufhörlich die Atomkraft gegen eine Mehrheit in der Bevölkerung zu verteidigen, ständig auf der Anklagebank der Medien zu sitzen — das zerrt an den Nerven, wie HEW-Manager im privaten Gespräch ungeniert einräumen. Zwar glaubt eine Mehrzahl von ihnen immer noch an die Vernunft von Atomstrom und Großkraftwerken — schließlich empfinden die meisten dies als ihr Lebenswerk und wollen sich das energiepolitische Versagen nicht eingestehen.

Aber man will auch endlich positive Zeichen setzen. Jahrelang eines der rückständigsten und konservativsten deutschen Stromunternehmen, könnten die HEW nun vielleicht tatsächlich langsam in ein besseres Fahrwasser geraten. Deshalb ein ausdrückliches taz-Lob für den gestrigen Anfang — so winzig klein und unvollkommen er auch ist. Florian Marten