Ostertorwache und (k)ein Ende

■ Auch der Bremer „Kulturrat“ lehnt Trüpels „Wagenfeld“-Pläne ab / Breiter Protest der Kulturszene

Der Streit um die zukünftige Belegung der Ostertorwache II am Goetheplatz hat Symbolwert. Während sich die Bremer Kulturszene noch mit entschiedenem Protest gegen die Einrichtung eines Design- und Produktförderungs-Zentrums, des „Wilhelm Wagenfeld-Hauses“ wehrt, steht die Entscheidung für die Kulturbehörde schon fest: „Wir haben unser Konzept genügend in der Öffentlichkeit vorgestellt“, sagt Babara Loer, Pressesprecherin der Kultursenatorin, „die Kriterien für die Bewerber waren klar. Für uns ist die Sache abgeschlossen.“

In den Augen der Direktorenkonferenz der fünf Bremer Museen aber, des Kulturrates und der „Freunde des Focke-Museums e.V.“ sind Helga Trüpels Pläne für die Ostertorwache der Ausdruck für eine verfehlte Bremer Kultur-Finanz-Politik.

Eine neue Einrichtung mit musealem Anspruch könne Bremen sich nicht leisten, schon gar nicht in Anbetracht der 10-prozentigen Kürzung der Haushaltsmittel für die Museen und der geplanten Erhöhung der Eintrittsgelder. Trotz der Subventionierung der Designer durch den privaten Sponsor „Waldemar-Koch-Stiftung“ und den Wirtschaftssenator fürchten die Kritiker unübersehbare Folgekosten, die zu Lasten der schon bestehenden Institutionen gehen würden. Die jährliche Mehrbelastung des Kulturetats liegt nach dem bisherigen Konzept schon jetzt bei 150.000 Mark. Die Museumsdirektoren schlagen eine, von ihren Mitkämpfern unterstützte, Ansiedelung der Wagenfeld-Stiftung im Focke-Museum vor, in dessen Umfeld sich die Sammlung gut einfügen würde.

Speziell der Kulturrat (Zusammenschluß der Kulturschaffenden Bremens) klagt in einer Presseerklärung vom Mittwoch die Koalitionsvereinbarung ein, nach der ihm eine beratende Funktion für den gesamten Bereich bremischer Kulturarbeit zuerkannt worden war. Wie im Fall der Übernahme der Frankfurter Kammerphilharmonie sehen sie sich auch in der Entscheidung um die Ostertorwache übergangen. „In unseren Augen ist die Kulturpolitik zu einseitig an neuen spektakulären Projekten ausgerichtet,“ sagt Brigitte Seinsoth aus dem Sprecherrat, „dabei wird die Verbesserung der Infrastruktur vor allem des Focke-Museums und der Kunsthalle gefährlich vernachlässigt.“

Der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) schließlich, der, bei einer anderen Schwerpunktsetzung der Kulturbehörde, berechtigter Anwärter auf die Ostertorwache hätte sein können, sieht seine kulturelle Arbeit mißachtet. „Es geht hier um eine klare Ablehnung Bremer Künstlerinnen und Künstler durch Bremer Politiker“, so Hermann Stutzmann, 1. Vorsitzender des BBK (s.Kasten rechts).

Die Kulturbehörde läßt sich durch den Proteststurm nicht aus der Ruhe bringen. Pressesprecherin Babara Loer will keinesfalls von einer „breiten Front in der Kulturszene“ gegen ein „Wilhelm Wagenfeld-Haus“ sprechen: „Wir hatten den Auftrag vom Senat, einen Beiratsentschluß herbeizuführen. Das haben wir gemacht. Wir werden weitere Stellungnahmen sammeln und auch beantworten.“ An einer Zustimmung der Kulturdeputation am Freitag zu ihren Plänen hat Senatorin Helga Trüpel keinen Zweifel.

Cornelia Kurth