Glotzen für den Sieg

■ Mit Leni Riefensthal in den Kampf um die Quote

Post von Sat.1: Anstelle der vielen bunten Sat.1-Bällchen ziert jetzt nur noch ein vereinzelter bunter Sat.1-Ball die Titelseite des Presseheftes. „Der optische Auftritt hat sich verändert“, schreibt das freundliche „Team“ aus der „Zentralen Programminformation“. Und auch mit neuen Bildsymbolen will man, „ohne viel Worte zu machen“, auf Höhepunkte aufmerksam machen. Da gibt es einen Oscar für einen „Oscar-prämierten Film in Sat.1“, einen Lorbeer auf Sockel für einen „ausgezeichneten Film in Sat.1“, ein Sternchen „für einen Kult-/Megafilm in Sat.1“, und eine fette Eins verheißt „eine deutsche Erstausstrahlung“, natürlich „in Sat.1“.

Die neue Übersichtlichkeit muß gleich mal getestet werden. Und was finden wir bei der Suche? Nichts. Kein Film sticht beim ersten Durchblättern durch ein graphisches Gütesiegel heraus. All das übersichtliche Beiwerk etwa überflüssiger Tand? Nichts, was bei Sat.1 in die Röhre kommt, ist ausgezeichnet? Doch siehe da, auf Seite 24, am 30. August um 23.25 Uhr, werden wir fündig. Die „Olympiade in Berlin 1936“ ziert ein „Lorbeer auf Sockel“. Als „Bester ausländischer Film“ wurde diese Dokumentation in Venedig geehrt, und die olympische Goldmedaille des IOK hat das „Fest der Völker“ auch noch bekommen. Das war in den Jahren 1938 und 1948. Und der Name der Regisseurin ist Leni Riefenstahl, die im Auftrag der Nazis ja auch schon mit ihrem „Triumph des Willens“ für den Sieg glotzen ließ.

Toll, was Sat.1 da im Programm hat. Immerhin sind der Film und seine Fortsetzung „Fest der Schönheit“ — wenn auch nicht von Sat.1— schon in einer Galapremiere an Hitlers 49. Geburtstag gezeigt worden. Viele werden den Film lange vermißt haben. Vorher laufen die „Sat.1 News mit Sport“ und nachher „Die fliegenden Monster von Osaka“, das ist ein japanischer Science-fiction-Film . Klar, daß bei diesem enggesteckten Sendeplan kein Platz für ein Begleitprogramm übrigbleibt. Vielleicht wäre das auch weniger unterhaltend, und das könnte sich als schädlich für die Einschaltquoten erweisen. Und was weiß die Sat.1- Information über dieses Fernsehereignis zu berichten? Nicht von Propaganda, sondern von einem „Welterfolg“ (fettgedruckt) ist die Rede: „Die artistisch-technische Perfektion und die meisterhafte Organisation des immensen Filmmmaterials finden bis heute künstlerische Anerkennung.“ Da bleibt nur noch eine Frage offen: Wann kommen „Hitlerjunge Quex“ und „Jud Süß“ als Doppelprogramm mit Werbeunterbrechungen im deutschen Fernsehen? SaJa