Handelspakt in Nordamerika besiegelt

■ USA, Kanada und Mexiko schließen sich ab 1994 zum größten Handelsblock der Welt zusammen/ Gemeinsamer Markt für 360 Millionen Menschen/ Abkommen ist in den USA heftig umstritten

Washington (AP/dpa/taz) — Die Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko haben ihre Verhandlungen über die Errichtung einer nordamerikanischen Freihandelszone erfolgreich abgeschlossen. Die Unterhändler der drei Länder, die 14 Monate lang an dem Vertragstext arbeiteten, konnten am Dienstag die letzten Hindernisse für den ab 1994 geltenden gemeinsamen Binnenmarkt ausräumen. Offene Märkte in Kanada und Mexiko gäben der US- Wirtschaft eine Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu beweisen, erklärte Präsident George Bush.

Falls die ausgehandelten Verträge von den Parlamenten der einzelnen Staaten ratifiziert werden, wird die nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) mit 360 Millionen Menschen und einem addierten Sozialprodukt von über 6.000 Milliarden US-Dollar den größten Handelsblock der Welt stellen. Die Verhandlungen hatten 1990 mit ersten Kontakten zwischen Mexiko und den USA begonnen. Später schloß sich Kanada an, das mit den USA bereits seit 1989 ein Freihandelsabkommen hat.

Bis zuletzt wurde vor allem um Schutzzölle und Automobileinfuhren unter den Vertragspartnern gerungen. Über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren sollen nun rund 20.000 verschiedene Zölle und zahlreiche andere Handelshürden wie Quoten und Einfuhrlizenzen abgebaut werden. Dabei hat Mexiko, das schwächste Land im zukünftigen Pakt, einige Kröten zu schlucken: Das Land muß nicht nur seine Importzölle von zehn bis 15 Prozent auf Einfuhren für Öl- und Gasanlagen abbauen, sondern auch amerikanischen Banken und Versicherungen einen Zugang einräumen. Bis zuletzt hatte sich die mexikanische Regierung aber gesträubt, eine US-Beteiligung an der heimischen Energieindustrie zuzulassen. Mexiko, wo 83 Millionen Menschen leben und das ein Sozialprodukt von lediglich 283 Milliarden Dollar aufweist, erhofft sich durch das Abkommen eine Verdoppelung seines Wirtschaftswachstums von derzeit 3,6 Prozent. Kanada bringt ein Sozialprodukt von 501 Milliarden Dollar bei einer Bevölkerung von 27 Millionen Menschen in die neue Gemeinschaft ein.

Das Abkommen ist aber vor allem in den USA nicht unumstritten. Die USA als größter Partner mit einer Bevölkerung von 253 Millionen und einem Sozialprodukt von 5.700 Milliarden Dollar werde durch einen Anstieg der Exporte nach Mexiko profitieren, so die Befürworter. Während Nafta-Protagonist George Bush dadurch mit rund 400.000 neuen Arbeitsplätzen in den USA rechnet, sind die Kritiker des Binnenmarkts weitaus skeptischer. Sie glauben, daß die USA nicht nur in den Grenzstaaten, sondern auch in ihrem industriellen Kerngebiet im mittleren Westen Arbeitsplätze an Mexiko verlieren wird — wegen billigerer Löhnen und geringerer Umweltschutzauflagen. Außerdem werde der US-Standard bei Gesundheits- und Arbeitsplatzvorschriften umgangen. Auch die krisengeschüttelten US-Autobauer hatten befürchtet, ihre japanischen Konkurrenten könnten durch die Freihandelszone den US-Markt noch weiter aufrollen, indem sie in Mexiko hergestellte Fahrzeuge dann zollfrei in die USA einführen. Die oppositionellen Demokraten haben mehrfach erklärt, befriedigende Regelungen auf diesen Gebieten zu Kriterien für ihre Entscheidung über das Vertragswerk zu machen. es