Diskussion und Service

■ Wulf Köpke, neuer Direktor des Völkerkundemuseums, zog nach hundert Tagen eine optimistische Zwischenbilanz

, neuer Direktor des Völkerkundemuseums, zog nach hundert Tagen eine optimistische Zwischenbilanz

Als „politisches Museum“, das „aktiv teilnimmt“ an gesellschaftlichen Prozessen, wünscht sich Wulf Köpke, neuer Direktor des Museums für Völkerkunde, seine neue Wirkungsstätte. Anläßlich des hundertsten Diensttages stellte Köpke gemeinsam mit Kultursenatorin Christina Weiss am Donnerstag erste Ergebnisse seiner Arbeit vor und entwarf weitere Visionen von einem neuen Typ des ethnologischen Museums.

Diskussion und neuer Service stehen im Mittelpunkt des Konzeptes, mit dem der aus Berlin kommende Köpke Hamburg „führend in der Völkerkunde“ machen will. Sowohl technische Änderungen, wie der Umbau sämtlicher Sammlungen, die Erweiterung und Begehbarmachung der Magazine oder die Einrichtung eines Traktes für Sonderausstellungen, als auch neue inhaltliche Akzente kann Köpke aufweisen. So möchte er das Museum konsequent zu einer Begegnungsstätte mit dem Fremden werden lassen, um bestehende Klischees zu entzerren. Mit einem „Polenwochenende“ versuchte er bereits die „wichtige Verständigung“ mit diesem Nachbarn zu vertiefen oder wies mit einem Veranstaltungstag zu „Albanern in Hamburg“ einen Weg zur Kommunikation mit dieser 10000-köpfigen Gruppe.

Besonderen Dank sprach Köpke seiner Dienstherrin Christina Weiss aus, die entgegen dem nationalen Trend, die finanzielle Ausstattung des Völkerkundemuseums ausbaue. So erhält das Museum unter anderem drei neue Stellen: einen Kustoden für die Geschichte des Islam, einen musikethnologischen Restaurator und, erstmalig in Deutschland, einen Fotohistoriker, der das riesige Fotoarchiv des Museums (circa 500000 Exponate), sichten, archivieren und der Öf-

fentlichkeit zugänglich machen soll.

Großes Gewicht legt der 39-jährige Köpke auf den Dienstleistungs- und museumspädagogischen Bereich: Neben verstärkten Kontakten zu Schulen und zeitgemässerer Präsentation der Sammlung, entwickelte er auch unkonventionelle Vorhaben. So möchte er Verhaltenskurse einrichten, in denen Urlauber sich über die besonderen Gewohnheiten in anderen Ländern informieren können, oder will Besuchern die Möglichkeiten geben, in den überreichen Magazinen auch einmal Dinge in der Hand zu betrachten. Daß selbst neue Öffnungszeiten kein Tabu sind, be-

weist den praktischen Gestaltergeist des neuen Leiters.

Neben der konstruktiven Haltung der Kulturbehörde kann Köpke auch auf eine neue Aktivität bei Sponsoren und Spendern verweisen. So finanziert der Freundeskreis des Museums eine Überdachung des Innenhofs und ein einzelner Sponsor hat eine siebenstellige Summe für eine große Ausstellung nächstes Jahr in Aussicht gestellt. So scheint es beinahe , daß hier ein glückliches Zusammentreffen von Umständen und Persönlichkeiten dazu führt, daß Hamburg ein wirklich innovatives, neues Museum erhält. Till Briegleb