Walter Momper: Als J. R. Ewing bei Miss Elli?

■ Mompers neuer Arbeitgeber Ellinghaus ist ein ganz normaler Geschäftsmann/ Er verschreckt Mieter und pflegt gute Kontakte zu Dietrich Garski/ Ellinghaus ist CDU-Mitglied, als Journalist aber nicht immer CDU-freundlich

Berlin. Schön, daß manche Menschen ab und zu ihre Meinung ändern können. »Offensichtlich einseitig« sei berichtet worden, beschwerte sich am 7. Dezember 1985 ein gewisser Walter Momper über eine Sendung der SFB-Abendschau. Seit Montag ist SPD-Chef Momper als Generalbevollmächtigter bei dem Mann angestellt, gegen den sich seine Medienschelte damals richtete: Im Firmenkonglomerat des ehemaligen Abendschau-Chefs Gert Ellinghaus.

Ellinghaus ist seit 1980 Mitglied der CDU. Doch zu seinen Abendschau-Zeiten war Walter Momper nicht der einzige, der den heute 45jährigen Journalist und Geschäftsmann mit bösen Worten traktierte. Mal rügte der CDU-Senator Ulf Fink die »skandalöse Berichterstattung«, mal attackierte die AL die Sendung als »Propagandainstrument der Regierungspartei« CDU. Abendschau-Redakteure verspotteten den neuerungssüchtigen Chef als »Miss Elli«.

Während Ellinghaus von 1984 bis 1987 die Abendschau zur erfolgreichsten Regionalsendung der ARD machte, druckte Springers Morgenpost immer wieder wütende Briefe von Zuschauern ab. Sie schimpften über das »alberne Gestammel« des vom SFB aus Bremen importierten Mannes und seine »tendenziösen« Berichte. Am 11. April 1986 — die Abendschau hatte immer wieder über bauskandalöse Verwicklungen der Regierungsparteien CDU und FDP berichtet — empörte sich Morgenpost-Leser Erich Repschläger: »Am liebsten hätte er noch Herrn Diepgen in einen angeblichen Sumpf hineingezogen.«

Diepgen hat es überstanden, aber mit Walter Momper könnte Ellinghaus das Kunststück glücken. Mompers Parteifreunde werfen ihrem Chef vor, bei einer Firma angeheuert zu haben, »die nicht zu den ersten und seriösesten der Berliner Baubranche gehört« — so zumindest will es der SPD-Rechte Klaus Böger gehört haben. Walter Momper als J. R. Ewing bei Miss Elli?

Ellinghaus habe 1989 nach seinem Abschied bei der Abendschau zunächst das »sehr schnelle Geld gesucht, das beim Bau und Betrieb von Wohncontainern für Aussiedler aus Polen und der DDR zu machen gewesen sei, kritisiert Böger. Ein spektakuläres Projekt, das Ellinghaus kurz darauf ankündigte, kann Momper ebenfalls in Gewissensnöte bringen: Auf dem Gleisdreieck, an den Yorckbrücken, will Ellinghaus (»Ich bin Hochhausanhänger«) einen 150-Meter-Büroturm bauen. Inzwischen würde er sich mit zehn Geschossen zufriedengeben. Vielen Sozis wäre ein Park lieber.

Ebenfalls peinlich für die SPD, daß Ellinghaus ab und zu Berliner Mieter mit teuren Modernisierungen verschreckt. Reiner Wild vom Mieterverein nennt den Fall des Hauses Babelsberger Straße 43. Eigentümer: Gert und Eva Ellinghaus. Kürzlich erhielten die Mieter die Ankündigung, das Haus werde modernisiert, mit Kabel-TV, Zentralheizung und Vollwärmeschutz. Die Mieter sind auf den Barrikaden: Sie sollen bis zu 300 Mark mehr Miete verkraften.

Etwa 20 »solcher Objekte«, so Ellinghaus, habe er in Berlin bereits modernisiert. Überwiegend seien die Mieter zufrieden gewesen, versichert er. Bei einzelnen Maßnahmen in den Wohnungen entscheide der Wille der Bewohner. Aber er findet es »egoistisch«, wenn sich Mieter gegen einen Wärmeschutz für das ganze Haus wehren. Reiner Wild vom Mieterverein sieht die andere Seite: »Wenn man Rendite machen will, bleibt einem immer die Wärmedämmung. Das läßt sich auf die Mieten umlegen und von der Steuer absetzen.«

In der Branche sind solche Modernisierungen üblich. Genauso üblich wie seine regelmäßigen Kontakte mit dem Skandalarchitekten Dietrich Garski, der 1980 Landesbürgschaften von 116 Millionen in den Sand setzte und anschließend wegen fortgesetzter Untreue und Kreditbetrug in den Knast wanderte? »Ich kenne Herrn Garski, wie ich viele Leute in der Immobilienbranche kenne«, sagt Ellinghaus. Erst »neulich« habe er mit ihm wegen eines Grundstücks an der Germaniastraße gesprochen. Garski berate den Makler, der das Areal anbiete.

1989 vermittelte Garski ihm auch den Kontakt zu einer Grundstücksbesitzerin im Wedding. »Er hat mich darauf aufmerksam gemacht«, bestätigt Ellinghaus. Es ging um das Areal der sogenannten Wiesenburg . Das Projekt — Ellinghaus wollte dort Sozialwohnungen bauen — zerschlug sich. Aber der Weddinger Baustadtrat Bernd Schimmler erinnert sich heute noch, wie am 16. Juni 1989 eine Gedenktafel an der Wiesenburg enthüllt wurde und plötzlich Ellinghaus und Garski auftauchten — »Hand in Hand«, sagt Schimmler. Hans-Martin Tillack