Zypern bald Kantonstaat?

■ Treffen zwischen Denktasch und Vassiliou/ UNO drängt auf Einigung

Berlin (taz ) — In die festgefahrenen Verhandlungen zur Wiedervereinigung Zyperns ist Bewegung gekommen. Zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren trafen sich gestern in New York die Protagonisten des Konflikts, der zypriotische Präsident Georgios Vassiliou, und der Chef der Zyperntürken, Rauf Denktasch.

Die unter Vermittlung der Vereinten Nationen geführten Zypern-Gespräche haben die Gründung eines gemeinsamen Bundesstaats zum Ziel. Dabei soll es zwei Kantone geben, einen mehrheitlich zyperngriechisch besiedelten im Süden, und einen zyperntürkischen im Norden. Der türkische Teil soll nach den Plänen der UNO von derzeit etwa 37 Prozent auf weniger als 29 verkleinert werden, damit ein Teil der Flüchtlinge aus dem Krieg von 1974 in ihre Heimat zurückkehren kann. Insgesamt sollen nach den UNO-Plänen rund 80.000 der 165.000 zyperngriechischen Flüchtlinge die Rückkehr ermöglicht werden.

In den vergangenen Jahren ist es Denktasch gelungen, alle Verhandlungen zu torpedieren. Doch jetzt haben sich Ankaras außenpolitische Prioritäten von der geteilten Mittelmeerinsel fort und zu den ehemaligen Sowjetrepubliken hinbewegt. Ohne eine Lösung des Zypern-Konflikts entgehen der Türkei finanzielle Hilfen der EG. Die UNO will um jeden Preis den gordischen Knoten Zypern endlich lösen und droht mit einem Abzug ihrer entlang der Demarkationslinie stationierten Blauhelm- Truppe.

Die Größe der Kantone ist freilich nur einer der Streitpunkte bei den New Yorker Verhandlungen. Als umstritten gilt auch die Frage der Präsidentschaft in dem zu gründenden Bundesstaat. Die zyperngriechische Seite befürwortet eine Regelung, nach der ein Grieche immer Präsident, sein Vize dagegen grundsätzlich Türke sein soll. Denktasch dagegen wünscht sich eine jährliche Rotation. Die projektierte Verfassung sieht ansonsten eine komplizierte ethnische Qotierung im Kabinett und Parlament vor, nach der die zyperntürkische Minderheit relativ zu ihrer Stärke überproportional berücksichtigt wird.

Ungeklärt ist noch die Frage, was mit den derzeit im Nordteil stationierten 30.000 Mann starken türkischen Truppen geschehen soll, die u.a. mit deutschem Gerät die Besatzung aufrechterhalten. Die zyperntürkische Seite beharrt auf weiterer Anwesenheit zumindest eines Teils der Armee, die Republik Zypern fordert ihren Abzug. klh