■ Neu im Kino: White Sands
: Das weißeste Kinoweiß

„Das war das Vorspiel, jetzt wird gevögelt“, sagt Mickey Rourke ziemlich in der Mitte von White Sands. Aber diesmal ist es nicht die alte Leier mit Kim Basinger wie in 9 1/2 Wochen, hier ist Spannung angesagt.

Alles fängt damit an, daß Sheriff Ray Dolzeal (William Dafoe) inmitten der Wüste New Mexicos in einer indianischen Kultstätte eine Männerleiche findet. Daneben liegt ein Koffer mit einer halben Million Dollar. Klar, daß der Provinz-Cop herauskriegen will, wer der Tote ist und wie er starb. Also forscht er ein bißchen, stößt auf Spuren (besonders nett der Papierschnipsel mit der Telefonnummer im Magen nach der Obduktion) und fahndet. Die Sache hat nur einen Haken: Der biedere Familienvater hängt sich ein wenig zu weit aus dem Fenster, gibt sich gar als der Tote aus und gerät zwischen alle Fronten.

Schon mal gehört, so oder so ähnlich? Mag sein, aber so schlecht, wie das neue Kinowerk des australischen Regisseurs Roger Donaldson (No Way Out, Cadillac Man) bei Kritiker-Kollegen gemacht wird, ist er nun auch nicht. Sicher, dem Publikum wird an Verwirrspiel viel zugemutet. Nie ist klar zu erkennen, wer gerade mit wem um Leben und Tod spielt. Da sind nämlich neben Ray auch noch zwei korrupte FBI-Bullen, die den Geldkoffer wiederhaben wollen. Und noch zwei andere, die ihren kriminellen Kollegen das Handwerk legen wollen. Dann sind da noch Mickey Rourke, der wunderbar schmierig einen CIA-Waffenhändler spielt, und andererseits Mary Elizabeth Mastrantonio. Hübsch, reich und erfolgreich.

Eine Menge Klischees. Und doch hat White Sands filmtechnisch viel zu bieten. Da ist zum Beispiel die gute Ausleuchtung, die mit goldgelbem Wüstengleißen und dem weißesten Weiß der Filmgeschichte in den Gipsdünen des real existierenden „National Monument White Sands“ beeindruckt. Die sehr bewegliche, oft oberhalb der Akteure kreisende Kamera von Peter Menzies sorgt für ungewöhnliche Perspektiven.

Gewiß, ein Doppelmord durch Kopfschuß, den CIA-Mickey Rourke an gefesselten Polizisten begeht, ist eine abscheuliche Sache. Aber man kann es ja auch so sehen: Einen deutschen Film, bei dem Geheimdienstler BKA-Beamte hinrichten, um aufzuzeigen, wie es hinter den Machtkulissen zugeht, diesen Film zu machen traut sich hierzulande niemand. J.F.Sebastian

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