Autos bleiben dreckig

■ Sparmaßnahmen gegen den sinkenden Grundwasserspiegel/ Regen hilft nichts mehr

Frankfurt (taz) — Autowaschen kann im Rhein-Main- Gebiet teuer zu stehen kommen: Wer seinem fahrbaren Untersatz mit Trinkwasser ans Blech will, darf mit einem Ordnungsgeld von bis zu 10.000 DM rechnen. Autowaschanlagen ohne eigenen Wasserkreislauf müssen schließen. Die vom Regierungspräsident Darmstadt (RP) heute in Kraft gesetzte „Gefahrenabwehrverordnung über die Einschränkung des Wasserverbrauchs bei Notständen in der Wasserversorgung“ verbietet aber nicht nur das Autowaschen. Die Sparmaßnahmen der ersten „Notstandsstufe“ untersagen das Beregnen von Grün- und Parkanlagen sowie Spiel- und Sportplätzen. Künstliche Teiche und Schwimmbecken dürfen nicht aufgefüllt werden. Kleingärtner und Landwirte dürfen, um Verdunstungsverluste zu vermeiden, zwischen 12 und 16 Uhr nicht mit der Gießkanne ausrücken. Sollten alle Wassersparmaßnahmen nichts fruchten, sieht die Verordnung eine zweite „Notstandsstufe“ vor, in der auch die Wasserleitungen stundenweise abgestellt werden können. Lediglich medizinische Einrichtungen sind von den Notmaßnahmen ausgespart. Erste Wasserspar-Appelle hatten zuvor nicht gefruchtet.

Die Verordnung gilt für rund 94 Prozent der 3,5 Millionen Einwohner des Regierungsbezirks, darunter auch die Großstädte Frankfurt und Offenbach. Ausgenommen sind lediglich einige Gemeinden in den Kreisen Odenwald, Bergstraße und Main-Kinzig. Die amtlich verordneten Wassersparmaßnahmen sollen den Verbrauch um 15 bis 20 Prozent verringern. Mindestens bis November/Dezember wird der Erlaß gelten, vorausgesetzt, es gibt wieder einen richtigen Winter. Die ausgebliebenen Niederschläge der vergangenen Jahre haben im Regierungsbezirk Darmstadt zu einer großflächigen Absenkung des Grundwasserspiegels geführt — der extremsten seit 20 Jahren. Die Defizite bei der Grundwasserneubildung betragen bis zu 25 Prozent, gleichzeitig wurden in manchen Bereichen 110 Prozent der jährlichen Neubildungsrate gefördert. Auch die derzeitigen Niederschläge können, nach der Meinung von RP-Sprecher Müller, an der Situation wenig ändern: allein intensives und freiwilliges Wassersparen sei angesagt. Man habe mit der Verordnung die „Kirche im Dorf lassen“ und nicht zu strenge Auflagen machen wollen. Umweltschützern und Kommunalpolitikern geht der ausgerufene Wassernotstand nicht weit genug: Von den vom Durchschnittshessen täglich verbrauchten 150 Litern Wasser entfallen nur 20 Liter auf Garten und Auto. Mehr als die doppelte Menge kostbarsten Trinkwassers rauscht hingegen weiter durch die Klospülung. mib