Frauenhaus in Nöten

■ Hausbesetzung: Bewohnerinnen sollen Renovierungskosten tragen

Die Bewohnerinnen des Bremer Frauenhauses haben ihr eigenes Haus besetzt. Der Grund: Die Frauen haben erfahren, daß sie den Umbau ihres Hauses, den ihnen Bausenator Kunick noch vor seinem Abgang nach der letzten Wahl zugesagt hatte, selbst „refinanzieren“ sollen. „Nach der Renovierung des Hauses will die Bremische die Miete um 100 Prozent erhöhen“, sagt eine Mitarbeiterin des Frauenhauses.

Trotz Mieterhöhung soll der Haushalt des Projektes aber nicht aufgestockt werden. Die Sozialbehörde will die höhere Miete durch Nutzungsentgelt oder Wohngeld der Bewohnerinnen finanzieren.

Das finden die Mitarbeiterinnen des Autonomen Frauenhauses unzumutbar. Der Gang zum Sozialamt, um Wohngeld zu beantragen, setze die Frauen zusätzlichem Druck aus. Denn die Frage, ob die Frau es nicht noch einmal mit ihrem Mann versuchen wolle, bleibe nicht aus, meint Frauenhaus-Mitarbeiterin Birgit Kausch.

Und wenn das Sozialamt sich mit Regreßforderungen an die prügelnden Ehemänner wende, sei neuer Streß vorprogrammiert. Seit Freitag lassen die Frauen daher keinen Handwerker mehr in ihr Haus. Bis die Kostenfrage geklärt ist, soll der Umbau nicht weitergehen. Eine Bewohnerin: „Wir sind uns hundert Prozent einig, daß wir für diese Kosten nicht aufkommen werden“.

Gertrud Stoevesandt, zuständige Sachbearbeiterin bei der Sozialbehörde, erläutert: „Bei der Renovierung ist der Bremischen aufgefallen, daß sie keinen angemessenen Mietzins erhält.“ Die Wohnungsbaugesellschaft habe die Quadratmetermiete von 3,50 Mark auf 5,75 erhöht. Weil die Wohnfläche gleichzeitig größer wurde, habe sich der Mietpreis insgesamt verdoppelt. Die Bemühungen der Sachbearbeiterin, den Haushaltstitel des Frauenhauses aufzustocken, seien gescheitert.

Der Umbau ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die Mitarbeiterinnen des autonomen Frauenhauses herumschlagen. Zur Nach-Betreuung und Beratung ehmaliger Frauenhausbewohnerinnen haben die Mitarbeiterinnen vor sechs Jahren einen Beratungsladen eingerichtet, „da es in Bremen keine andere anonyme und kostenlose Beratungsstelle gibt, die sich mit dem Thema 'Gewalt gegen Frauen' auseinandersetzt“.

Der Beratungsladen wurde vom Frauenhaus mitgetragen, weil der Senat ihn nie als eigenständiges Projekt anerkannt hat. Im November droht dem Laden die Schließung: Vier ABM- Frauen haben dort bislang gearbeitet, eine neue Stelle wurde nicht bewilligt. „Den Beratungsladen kann sich ein so hoch verschuldete Stadt wie Bremen nicht leisten“, meint Sachbearbeiterin Gertrud Stoevesandt. „Dafür sind unsere Sozialen Dienste zuständig.“ Die Sozialen Dienste haben vor einigen Jahren in einem Gutachten erklärt, daß sie die Betreuung, die der Beratungsladen den Frauen anbietet, nicht leisten können, berichten die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen.

Zudem hat das Bremer autonome Frauenhaus Schulden, und die Mitarbeiterinnen versichern, ihnen sei nicht klar, wie das Minus auf ihrem Konto entstanden ist. Sie fühlen sich durch die Sozialbehörde schlecht beraten. Dort habe es in der Vergangenheit Versäumnisse gegeben, für die man nun das Frauenhaus verantwortlich mache. Die Frauenhausmitarbeiterinnen haben vor Jahren eine Untätigkeitsklage gegen die Sozialbehörde angestrengt.

In der Vergangenheit sei es der Behörde offensichtlich nicht gelungen, sich den Frauenhausmitarbeiterinnen verständlich zu machen, räumt Schabearbeiterin Gertrud Stoevesandt ein. „Die Frauen haben Ausgaben getätigt, die sie für erforderlich hielten, aber nicht hätten machen dürfen, u.a. für Kinderbetreuung. Uns ist nicht gelungen, den Frauen zu verdeutlichen, was das bedeutet, einen Haushaltstitel zu haben.“

Die Sozialbehörde fordert nun, die Vereinssatzung zu ändern. Bislang sind die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses auch im Vereinsvorstand, Die Behörde hält die Kontrolle nicht für gewährleistet, wenn die Arbeitnehmerinnen gleichzeitig Arbeitgeberinnen sind. Die Mitarbeiterinnen fühlen sich dadurch in ihrer Autonomie bedroht und unter Druck gesetzt: „Wenn wir nicht auf deren Forderungen eingehen, sind sofort zwei oder drei Träger da, die das übernehmen würden.“ dir