AIDS-Spritzen fangen

■ Ein neues Kinderspiel breitet sich aus

Mario fällt tot um. Beileibe, der Junge hat etwas ausgehalten. Schon zweimal hat ihn Mathias getroffen, mit einer AIDS-Spritze. Jetzt ist aber Schluß. Beim dritten Mal wird gestorben.

Ein Schulhof in der Bremer Neustadt, ein neues Kinderspiel: „AIDS-Spritzen fangen“ heißt es. Es ist wie das normale Fangen: Aber die, die gefangen werden müssen, haben zwei Chancen, sich durch den Urwald von fiktiven Spritzen zu kämpfen. Erst der dritte Anschlag ist tödlich, „weil AIDS ja auch lange dauert“. Ist eine Schulhof-Population endgültig an der Seuche zugrunde gegangen, wird getauscht, das Spiel beginnt von vorn.

Dieser wenig fromme Umgang mit dem Thema AIDS hat seine Vorteile. Die Kinder haben die Gefahr von Infektionen genau erkannt, verinnerlicht, sie sind Alltag geworden. Nur unter dieser Voraussetzung (viele andere müssen noch erfüllt werden) können wir beim Thema AIDS eine Normalität ansteuern. „AIDS-Spritzen fangen“ hat kein Pädagoge erfunden. Warum eigentlich nicht? Markus Daschner