Ultimatum für Momper

■ SPD-Rechte geschlossen für Rücktritt des Parteichefs/ Ostberliner Kreisverbände und Wolfgang Thierse schließen sich Rücktrittsforderungen an

Berlin. Der Druck auf SPD-Chef Walter Momper wächst weiter. Am Freitag abend verständigten sich 30 führende Funktionäre des rechten Parteiflügels auf ein Ultimatum. Wenn Momper nicht in der heutigen Sitzung des Geschäftsführenden Landesvorstands von sich aus seinen Verzicht auf eine neue Kandidatur für den Landesvorsitz erkläre, werde man eine außerordentliche Sitzung des Landesausschusses beantragen, sagte der Neuköllner SPD-Kreisvorsitzende Frank Bielka zur taz.

Eine rasche Entscheidung liege auch in Mompers Interesse, meinte Bielka. Ein längeres »Ringen« könnte zu »wechselseitigen Beschädigungen« führen. Inzwischen sei die Forderung nach Mompers Rücktritt die »fast einhellige Meinung« in den 23 Kreisverbänden. Auch die Vertreter der Ostberliner Bezirke Treptow, Weißensee, Prenzlauer Berg und Pankow hätten sich am Freitag abend der Rücktrittsforderung angeschlossen.

Der aus dem Ostteil stammende Vizevorsitzende der Bundes-SPD Wolfgang Thierse reihte sich am Wochenende ebenfalls in die Schar der Momper-Kritiker ein. Mompers neue Tätigkeit bei der Immobilienfirma Ellinghaus sei mit seinem Parteiamt nicht vereinbar, meinte Thierse. Der Schritt Mompers sei zwar zu verstehen, aber auch zu bedauern. Selbstverständlich sei es Politikern nicht generell vorzuwerfen, wenn sie in der freien Wirtschaft arbeiteten. In der stark von öffentlichen Mitteln abhängigen Baubranche gehe dies aber nicht. Zugleich warnte der Parteivize davor, die Diskussion allein auf dem Rücken Mompers auszutragen. Thierse sagte, schon nach der Wahl im Dezember 1990 habe ihn geärgert, daß die Niederlage einzig mit Momper personifiziert worden sei.

Wie berichtet, wurde der Ostberliner Politiker von Jugendsenator Thomas Krüger am Freitag bereits als Momper-Nachfolger ins Gespräch gebracht. Thierse wollte sich bisher nicht zu dieser Frage äußern. Zur taz meinte er lediglich, er würde sich wünschen, »daß die Partei sich nicht mit Selbstverständlichkeit einen Westberliner nimmt.« hmt