: Soundcheck: Lillian Almond, Lucille Almond & The Big Foot / Monster Magnet / Union Carbide Production
SOUNDCHECK
Gehört: Lillian Almond, Lucille Almond & The Big Foot. Es ist nicht einfach, Menschen Gefühle aus der Fremde zu vermitteln, es ist nicht einfach, Zuhörer in einen anderen Alltag zu versetzen, besonders dann, wenn dieser Alltag der Vergangenheit angehört. Die siebzigjährige Cherokee-Indianerin Lillian Almond hatte es vergangenen Sonntag schwer auf der Bühne der Fabrik, beim Auftakt der Konzertreihe Women in (e)motion. Ihre bunte Cowboy-Kleidung reichte nicht, um die hundertfünfzig Zuschauer in ihre Blues- und Country-Welt mitzunehmen, in der vom Heimweh geplagte Arbeiter ihre verspielten Träume in einem Whiskyglas ertrinken lassen.
Sie wirkte nervös, fast so, als ob sie ihre melancholischen Lieder lieber auf einem Volksfest in den Südstaaten gesungen hätte. Aber Louisiana ist weit weg von Altona.
Mutter Almond verabschiedete sich schließlich und überließ ihrer Tochter Lucille und deren elektrischer Gitarre die Bühne. Obwohl auch Lucille Almond zum ersten mal in Deutschland auftrat, wußte sie offenbar genau, wie Blues in Europa gern gehört wird: im Zwölftakt-Rhythmus auf Rock-Hintergrund. Ihre Gruppe Big Foot „hatte den Blues“, spielte zusehends lockerer und schloß den Auftritt mit einer längeren Version von „Let the good times roll“ ab. Die junge Gitarristin schien eine Liebesbeziehung zu ihrem Instrument zu haben; sie spielte gefällige und elektrisierte Rocksoli, und ihre Kompositionen waren zeitgemäß („The animal in me“), ganz im Geschmack der Anwesenden. Ihre Begleiter, der schwarze Schlagzeuger Wally Gator und der stoisch blickende Bassist Keith Lamert, absolvierten ihre Aufgabe mit viel Lust und Engagement. Nikos Theodorakopulos
Heute abend: Monster Magnet/ Union Carbide Production. Kann eine Krachwalze grooven? Kann brutaler Lärm eine samtweiche Oberfläche haben? Können bordunierende Feedback-Gitarren kommod sein? Die Antwort lautet dreimal Ja! und im Untertitel Monster Magnet. Auf diversen Platten hat die Band bisher ihre Wall-of-Sound-Botschaft in eine weit hörbarere Form gebracht, als die Konkurrenz. Träge und schleppend, mit der animalischen Vibration in der richtigen Dosis. UCP, die Band die sich nach der Chemiefirma benannt hat, die für die Giftkatastrophe in Bophal verantwortlich war, war dagegen stets mehr Etikett als Musik. tlb
Marktahlle, 21 Uhr
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