Ein Projekt stellt sich vor
: Forschungsprojekt Gemeindediakonie

■ Diakonie: Horizonte und Überraschungen

Seit etwa einem dreiviertel Jahr geht das „Forschungsprojekt Gemeindediakonie“ an der Universität Bremen der Frage auf den Grund, welche Beiträge die stadtbremischen Kirchengemeinden zur Gestaltung der Lebenswelt leisten: Insofern die gesellschaftliche Praxis einer stetig zunehmenden Verwissenschaftlichung unterliegt, erweist es sich in immer mehr Bereichen sozialer Tätigkeit als notwendig, Prozesse und Strukturen in ihrem Wesen zu erfassen und ihre Verlaufsformen zu deuten, um sie einerseits erklären, andererseits planen und verändern zu können.

Bereits 1989 hatte es seitens des Archivs der bremischen Wohlfahrtspflege an der Bremer Universität eine schriftliche Erhebung gegeben, die mittels Fragebogen die soziale, diakonische und karitative Arbeit bremischer Kirchengemeinden festgehalten hat.

Der Vorteil, über einen längeren Zeitraum Gespräche vor Ort führen zu können, liegt demgegenüber in der Ausführlichkeit der Beschreibungen und darüber hinaus in der Thematisierung von Perspektiven, wie sie sich im Zuge solcher Gespräche selbstredend leichter in Erfahrung bringen.

Gestaltung und Durchführung der Untersuchung setzten eine Auswahlentscheidung hinsichtlich der Methode voraus, die nun das bislang nicht zusammenhängend erforschte Terrain stadtbremischer Kirchenaktivität mit einem Instrument der Gesellschaftswissenschaften untersucht, welches mit seiner Nähe zum Geschehen sehr weitreichende Einsichten verschafft: Qualitative Sozialforschung.

Bei dem, was sich bislang über kirchliche Arbeit zur Kenntnis bringt, läßt sich vor allem sagen, daß es denen sehr schwer fallen wird, die versuchen, sich ihr von der Warte neutraler Beobachtung zu nähern: Diakonie macht neugierig auf den Alltag. Denn sie ist dauerhafter und näher an der Wirklichkeit unseres Lebens als alle historische und textkritische Gelehrsamkeit. Denen, die beginnen, sich auf eine Beschäftigung mit ihr einzulassen, tun sich Horizonte auf, die sich durch immer neue Überraschungen stetig erweitern. Mit der Ende dieses Jahres erscheinenden Dokumentation ist folglich kein ausschließlich akademisches Publikum angesprochen, sondern ein Austausch von Wissenschaft und Praxis beabsichtigt.

Forschungsprojekt Gemeindediakonie an der Universität Bremen, Fachbereich 12, Postfach 330440, 2800 Bremen 33

Selbstdarstellungen von Projekten und Initiativen bitte an die taz Bremen, Am Dobben 123