Nur die Expo kann mithalten

■ Nach zwei Jahren Vorarbeit: Heute beginnen die enormen „Lateinamerikanischen Kulturwochen“

Beeindruckend und umfassend ist das Programm der Lateinamerikanischen Kulturwochen in Bremen: Theater, Festivals, eine Filmreihe im Kommunalen Kino, Musikveranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge — nur die Expo im spanischen Sevilla kann da europaweit mithalten.

Schon 1990 begannen die ersten Vorbereitungen der „Arbeitsstelle: Dialog mit Lateinamerika“, um den zu erwartenden Jubelveranstaltungen zum 500-jährigen Jubiläum der prächtig-einseitigen Handelsbeziehungen mit der sogenannten Dritten Welt ein Gegengewicht zu schaffen. Vorstellen tun sich KünstlerInnen, die den aktuellen kulturellen Standard in den zwanzig lateinamerikanischen Ländern repräsentieren. Im Sinne einer Gegenkultur: politisch engagiert, nicht kommerziell, nicht folkloristisch.

Gerade Bremen habe guten Grund, die lateinamerikanischen Länder als gleichberechtigte Partner anzuerkennen, erklären die MitarbeiterInnen der Arbeitsstelle Michael Filzen-Salinas, Dieter Reichardt und Dorothee Wassner. Nicht nur erstrecken sich vom Bremer Hafen aus weitreichende wirtschaftliche Beziehungen in Richtung Lateinamerika. Bremen war auch schon immer ein großzügiges Bundesland für Exilanten, nicht nur nach dem Putsch in Chile.

„Aber seit der Öffnung der Grenzen nach Osten sind die Lateinamerikaner im öffentlichen Bewußtsein hintenüber gefallen“, sagt Manfred Fleckenstein, einer der Organisatoren, „das wollten wir ändern.“

Die Kulturbehörde hat 300.000 Mark locker gemacht, 35.000 Mark kommen vom Auswärtigen Amt (für die Verpflichtung von Theatergruppen, die sich auch in Hamburg und Köln auf Festivals vorstellen). In einer breiten Zusammenarbeit mit der „Bremer Initiative“, der Volkshochschule, dem Überseemuseum und dem Dachverband der Ausländer-Kulturvereine e.V. und nicht zuletzt der Galerie „El Patio“ konnte die „Arbeitsstelle“ ihr Konzept durchziehen, allen ABM-Kürzungsängsten zum Trotz.

Rossana Sabaini von der Galerie „El Patio“, Fachfrau für lateinamerikanische Kunst, hat die Beziehungen zu bildenen KünstlerInnen aus Argentinien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien und Uruguay hergestellt. Renate Winter und Eliana Sanzana waren speziell darum besorgt, daß die lateinamerikanischen Frauen genügend berücksichtigt werden. „Obwohl die Frauen oft Vorreiterinnen in der Kunst sind, bleiben sie viel eher als die Männer in ihren Heimatländern“, so Eliana Sanzana.

Von heute 8.30 Uhr an können die BremerInnen dem ecuadorianischen Bildhauer Luis Guerrero bei seiner Arbeit zusehen, in den Wallanlagen, wo seine Skulpturen aus Stein, Holz und Hanf aufgestellt sind. Der Künstler will nicht nur ein „Gespräch mit den Steinen“ führen, sondern auch mit dem Publikum. Über „500 Jahre...“ Cornelia Kurth

Programme liegen überall aus oder sind anzufragen bei der Arbeitsstelle (Tel. 361-6923 oder 361-6668). Eine Auswahl der ersten Termine finden Sie in unserem Kästchen. Mehr davon im täglichen Terminkalender.