Der Öko-Kühlschrank überlebt

■ Treuhand will Kühlschrank mindestens bis Ende 1993 bauen lassen: „Wir treten als David den Goliaths gegenüber“/ Internationales Konsortium interessiert sich/ Töpfer hat Unterstützung zugesagt

Berlin (taz) — Der weltweit erste Öko-Kühlschrank wird künftig im sächsischen Scharfenstein gebaut. Die Treuhand teilte gestern in Berlin mit, sie werde die Produktion der Hausgerätefirma „dkk Scharfenstein“ bis mindestens Ende 1993 weiterführen. Neben dem Kühlschrank sind damit dadurch auch wenigstens 435 der 1.800 Arbeitsplätze gerettet. In Auffanggesellschaften und Arbeitsbeschaffungsgesellschaften sollen künftig 1.400 Menschen Lohn und Brot finden.

Für den Kühlschrank hatte sich in den vergangenen Wochen Greenpeace in einer bislang einmaligen Produktkampagne stark gemacht. In Anzeigen und mit Radiospots hatten die Umweltschützer darauf aufmerksam gemacht, daß mit dem Kühlschrank der ostdeutschen Firma erstmals ein Kühlmöbel auf den Markt kommt, das weder die Ozonschicht schädigt noch das Treibhaus Erde weiter aufheizt. Die Kühlschränke der westlichen Konkurrenz wollen zwar, wie die Scharfensteiner, auf das ozonkillende Kühlmittel FCKW verzichten, sie setzen dafür aber sogenanntes FKW ein, das bei gleichem Gewicht 3.000mal mehr zum Treihauseffekt beiträgt wie Kohlendioxid.

Das Versandhaus Neckermann beschloß, den Öko-Kühlschrank ins Programm aufzunehmen, und selbst Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) intervenierte noch in den vergangenen Tagen bei Treuhand- Chefin Birgit Breuel. Das Umweltbundesamt prüft zur Zeit, ob dem Öko-Kühlschrank als erstem Kältegerät überhaupt das Umweltzeichen „Blauer Engel“ verliehen werden kann. Dafür müsse der Energieverbrauch des Kühlschranks aber noch von 720 Watt pro Stunde auf 670 Watt gesenkt werden.

Der Entscheidung der Treuhand war ein heftiges Gerangel hinter den Kulissen vorangegangen. Greenpeace hatte den Eindruck gewonnen, die Treuhand wolle den Kühlschrank sterben lassen. Die Treuhand-Manager der Abwicklungsabteilung, an ihrer Spitze Franz Tränkner, mußten sich gegen den Vorwurf wehren, künftig für Treibhaus und Ozonloch mitverantwortlich zu sein. Gestern legte Tränkner sich vor der Presse fest: „Wir treten als David den Goliaths im Westen gegenüber.“ Fünf Millionen Mark würden in die Entwicklung des Kühlschranks gesteckt. „Es ist vom Umweltminister und auch von anderen Stellen angeboten worden, dieses Produkt zu unterstützen.“

Den Umweltschützern bot Tränkner gestern eine Beteiligung an dem Kühlschrank-Unternehmen an. Vorstellbar sei eine gemeinnützige Stiftung als Kühlschrank-Produzent, an der könne sich dann auch das „gemeinnützige Umweltunternehmen Greenpeace“ (Treuhand) beteiligen. Gleichzeitig gab Tränkner aber bekannt, daß sich ein internationales Konsortium für „dkk Scharfenstein“ interessiere. Vertreten werde das Konsortium durch Harald Lang, einen Ex-Treuhand-Direktor.

Selbst auf der Straße fand die Treuhand-Entscheidung Beifall. Mein Taxifahrer bekannte: „Den Kühlschrank werde ich auch kaufen.“ Hermann-Josef Tenhagen