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SPD-Rechte will Staffelt als Spitzenkandidaten

■ Wolfgang Thierse soll als Berliner Parteichef auf Berliner Ambitionen verzichten/ »Klare Arbeitsteilung zwischen Staffelt und Thierse«/ Widerspruch vom linken Flügel/ SPD-Landesausschuß will am Montag einen Kandidaten präsentieren

Berlin. Waren Linke und Rechte in der SPD beim Sturz von Walter Momper noch einträchtig vereint, brechen jetzt erneut Konflikte zwischen den Flügeln auf. Grund: Einige Wortführer des rechten Flügels wollen bereits jetzt Fraktionschef Ditmar Staffelt zum Spitzenkandidaten für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Jahr 1995 bestimmen. »Das fände ich überaus vernünftig«, sagte der Abgeordnete und stellvertretende Parteivorsitzende Klaus Böger gestern zur taz.

Wenn der stellvertretende Bundesvorsitzende Wolfgang Thierse das Amt des Berliner Parteichefs annehme, so Böger, sollte er »deutlich machen, daß er nach wie vor bundespolitisch ein gewichtiger Mensch ist«. Damit wäre dann nach Bögers Ansicht aber auch verbunden, daß Thierse von vornherein auf Ambitionen in Berlin verzichtet.

Neben Böger forderten gestern auch der Treptower Kreisvorsitzende Dieter Schmitz und der Steglitzer SPD-Chef Hans Kremendahl eine, so Kremendahl, »klare Arbeitsteilung« zwischen »einem Landesvorsitzenden Thierse« und »einem Spitzenkandidaten Staffelt«. Es wäre »verhängnisvoll, mit der Wahl eines neuen Landesvorsitzenden einen neuen Dualismus und eine neue Unklarheit zu erzeugen«.

Widerspruch kam dagegen von dem Kreuzberger SPD-Chef Peter Strieder, einem der Wortführer des linken Flügels. »Ich sehe keine Notwendigkeit, das jetzt zu klären«, sagte Strieder der taz. Gleichzeitig sah der Kreuzberger SPD-Chef einen weiteren möglichen Konflikt heraufziehen. Wenn Thierse nicht zu einer Kandidatur bereit sein sollte und Fraktionschef Staffelt antreten sollte, müsse »die Linke genau prüfen, ob das akzeptabel ist«, warnte er. Es mache die Partei »unglücklich«, wenn ihr Vorsitzender gleichzeitig als Fraktionschef »auf dem rot- grünen Sofa« Koalitionskompromisse aushandeln und vertreten müsse. Deshalb stelle sich die »Frage«, ob Staffelt bei einer Wahl zum Parteichef nicht das Fraktionsamt abgeben müßte.

Die beiden Männer, über die die SPD so leidenschaftlich diskutierte, hatten sich für den gestrigen frühen Abend zu einem Treffen im Rathaus Schöneberg verabredet. In der SPD wurde vermutet, daß Thierse und Staffelt bei diesem Gespräch auch über die Frage der Spitzenkandidatur diskutieren würden.

Unterdessen wuchs der Druck auf Thierse, das Amt des Berliner Parteichefs anzunehmen. »Alle wollen Thierse — aber er muß sich selbst entscheiden«, meinte SPD-Sprecher Michael Donnermeyer. Auch die Kreisverbände Tiergarten und Reinickendorf und der Treptower SPD- Chef Schmitz legten Bekenntnisse für Thierse ab. »Im Ostteil kenne ich überhaupt keine andere Stimme«, sagte Schmitz im Vorfeld eines Treffens aller elf Ostberliner Kreisverbände, das für gestern abend angesetzt war.

Am Montag will der Landesausschuß der Berliner SPD — das höchste Gremium zwischen den Parteitagen — einen Kandidaten für die Nachfolge des am Montag zurückgetretenen Walter Momper präsentieren. Bis dahin hat sich Thierse Bedenkzeit ausbedungen. hmt

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