2,50 Mark für eine Telefonauskunft

■ Am 30. September verliert die Telekom das Monopol bei der Auskunft/ Das Unternehmen will einen Zeittakt für seine Auskunftsdienste einführen

Zum Ortstarif wird bald niemand mehr eine Telefonauskunft bekommen. Am 30. September verliert die Auskunft der Post ihr Monopol. Dann dürfen auch private Unternehmen Auskunftsdienste anbieten und alle Daten weitergeben, die auch in Telefonbüchern stehen. Sobald es Konkurrenten gibt, ist die Auskunft verpflichtet, zu Marktpreisen zu arbeiten. »23 Pfennig ist ein Dumpingpreis, den das Kartellamt gar nicht zulassen würde«, sagte Jörg-Rainer Buck, Leiter der Dienststelle Auskunft im Fernmeldeamt 1 in Schöneberg, zur taz. Die Telekom plant die Einführung eines Zeittakts für die Auskunft, die etwa 2,50 Mark pro Minute kosten wird. »Unsere tatsächlichen Ausgaben sollen auf den Kunden umgelegt werden«, erklärt Buck. Eine Auskunft kostet die Telekom derzeit 2,50 Mark, die Antwortzeit pro Anfrage liegt bei durchschnittlich 64 Sekunden.

Der genaue Zeitpunkt der Gebührenerhöhung steht zwar noch nicht fest. »Ich rechne aber im nächsten Jahr damit«, meint der Leiter der Berliner Auskunft. Einige private Unternehmen hätten bereits Interesse daran gezeigt, einen Auskunftsdienst einzurichten. Und die Berliner Auskunft hat hohe Defizite. Im letzten Jahr erwirtschaftete sie 25 Millionen Mark Verlust, in diesem Jahr rechnet man mit mehr als 30 Millionen. Deshalb ist auch schon seit einigen Jahren geplant, den Zeittakt einzuführen. »Um das vorzubereiten, ist auch die Rufnummer vor zwei Jahren in 01188 geändert worden«, erklärt Buck.

Der Service der Auskunft wird sich nach Einführung des Zeittakts wahrscheinlich verbessern. So werden die Kunden dann auch Adressen und mehr als nur zwei Telefonnummern pro Anruf abfragen können. Daß die Auskunft über Adressen derzeit nicht informiert, hat keine datenschutzrechtlichen Gründe. Vielmehr sollen zusätzliche Kosten vermieden werden. Die Einführung des Zeittakts wird voraussichtlich auch den Nebeneffekt haben, daß die Auskunft besser zu erreichen ist. »Dann rufen uns nur noch die an, die uns wirklich brauchen«, sagt Buck. »Im Moment ist es ja montags bis freitags zwischen 8 und 22 Uhr kaum möglich, zu uns durchzukommen.«

Ein Grund für die Überlastung sind die 1,1 Millionen neuer Telefonanschlüsse, die seit 1990 in den neuen Bundesländern gelegt worden sind. Ein Viertel der Anrufer erkundigt sich nach Telefonnummern in den neuen Bundesländern. Auch die Einführung der Rufnummer 01188 ist für die Überbelastung der Berliner Auskunft verantwortlich, da die Kunden seitdem nicht mehr auf Auskunftsstellen in anderen deutschen Städten ausweichen. »Die Telekom hat die Nummer unter anderem auch deswegen geändert, damit die Fernleitungen nicht länger zum Ortstarif benutzt werden können«, erklärt Jörg-Rainer Buck.

In Berlin lösen derzeit 450 Mitarbeiter einander rund um die Uhr an 98 computerisierten Auskunftsplätzen ab. Ein Viertel davon — meist Hausfrauen und Studenten — sind Teilzeitkräfte. Voraussetzungen für den Beruf sind die mittlere Reife und die Fähigkeit, am Bildschirm zu arbeiten. »Gute Umgangsformen werden auch erwartet«, sagt Buck. Die Mehrzahl ließe sich nach ein paar Jahren in die Verwaltung versetzen, denn »irgendwo ist das ja Fließbandarbeit«.

Die meisten Mitarbeiter der Auskunft sitzen in einem Großraumbüro im Fernmeldeamt 1 in Schöneberg, die übrigen in der Dottistraße im Ostteil der Stadt. Bis zum nächsten Frühjahr sollen zwei weitere Auskunftsstellen in Mitte und Lichtenberg in Betrieb genommen werde, so daß es dann 160 Plätze geben wird. Solange die Preise noch nicht erhöht sind, wird dies allerdings kaum Entlastung schaffen. Buck: »Der nächste Engpaß ist programmiert.« Miriam Hoffmeyer