Elstern wurden leicht gerupft

■ Bergedorf 85: 1:3 gegen Bayer Leverkusen im DFB-Pokal 10000 Zuschauer kamen

Eigentlich gehört es schon zur guten Sitte, daß regelmäßig einige Erstligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Amateurmannschaften ausscheiden oder böse ins Trudeln geraten. Das ist den Berufsfußballern von Bayer Leverkusen bei ihrem Gastspiel in Bergedorf nicht passiert. Mit 3:1 gewann die Pillendreher-Equipe am Mittwoch abend gegen den Verbandsligisten Bergedorf 85.

Dabei begann alles so vielversprechend für die Elstern, wie der Bergedorfer Traditionsclub auch genannt wird. 10000 Zuschauer, soviel wie bei Bundesligaspielen im Leverkusener Haberlandstadion, kamen an die Sander Tannen und wollten das scheinbar unmögliche herbeischreien. Und auch von Spielerseite ließ es niemand an dem nötigen Engagement missen. Neuzugang Peer Posipal, ehedem Bundesliga-und Zweitligaspieler bei Eintracht Braunschweig, versetzte die Osthamburger Fußball-Liebhaber durch brillante Pässe aus dem Fußgelenk und als kreativer Spielgestalter in Verzückung. Bis zur 33. Minute sah es so aus, als wenn sich der Hamburger Verbandsligist durchaus gegen die höherdotierten Bundesligaspieler durchsetzten könnte.

Pomadig, träge, ohne jeglichen Biß im Zweikampfverhalten präsentierte sich Leverkusen. Doch dann fiel gänzlich unerhofft für die Gäste das 1:0. Andreas Fischer plazierte das Spielgerät unhaltbar im Kasten der Bergedorfer. Die Antwort folgte prompt. Der Bergedorfer Sven Meyer traf allerdings nur das Leverkusener Gehäuse.

Auch nach der Pause steckten die Elstern nicht auf, fingen sich allerdings wider jeglicher Fußballgerechtigkeit in der 66. Minute das 0:2. Doch das tat den Angriffsbemühungen der Bergedorfer keinen Abbruch. Daraus resultierte dann auch der Anschlußtreffer in der 86. Minute. Andreas Hammer knallte das Rundleder, unhaltbar für den Leverkusener Torwart Vollborn, in den Winkel. Das Publikum wollte mehr. Einen Hauch von Sensation vielleicht, wie vor zehn Jahren gegen Bayern München. Damals lagen die Elstern bis zur 89. Minute mit 1:0 in Führung, ehe Dieter Hoeneß ausgleichen konnte und die Bayern die Verbandsligisten in der Verlängerung vernaschten. Doch so tragisch war es am Mittwoch abend nicht. Anstelle des von den 10000 herbeigebrüllten Ausgleichstreffers, zeigte Andreas Thom in der Schlußminute den Bergedorfern die Unterschiede zwischen einem Verbandsliga und einem Bundesliga- Spieler auf. Einem Slamlomläufer gleich umkurvte der Ex-DDR-Nationalspieler die Bergedorfer Abwehr und vollstreckte zum 3:1 Endstand für die Chemie-Multi- Equipe.

Die Liebhaber der Elstern störte es wenig, war es ihnen doch endlich wieder einmal vergönnt großen Fußball an den Sander Tannen zu erleben, wie einst in alten Oberliga-Zeiten, als die Bergedorfer noch eine Fußballmacht darstellten. Max Schulz