Algen-Nahrung gefährdet Grundwasser

■ Ammonium, Eisen und Mangan aus Moorburger Spülfeldern / Gefährdung bis in nächste Jahrtausend

gesickert / Gefährdung bis ins nächste Jahrtausend

Besorgende Kunde von Hamburgs Schlickhügeln: Noch bis zum nächsten Jahrtausend werden aus den Spülfeldern in der Umgebung von Moorburgs Stoffe in den Untergrund sickern, die das Grundwasser gefährden. Bis die Deponien vollständig abgedichtet sind wird es nach Auskunft des Amtes für Strom und Hafenbau 20 Jahre dauern.

Untersuchungen der Uni-Hamburg, die erst vorige Woche publik wurden, offenbarten, daß das Grundwasser an der Süderelbe schon heute mit Ammonium, Eisen und Mangan verunreinigt ist. Die bisherige Annahme, daß der Schlick vor allem wegen seiner hohen Schwermetall- und Schadstoffgehalte zu fürchten sei, erwies sich somit als falsch.

Dr. Alexander Gröngröft vom Institut für Bodenkunde der Universität hat zehn Jahre lang das Grundwasser im Raum Moorburg untersucht und festgestellt, daß die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung für oben genannte Stoffe deutlich überschritten wurden. Auch mit Natrium, Chlorid, Sulfat, Kalium und Magnesium war das Wasser hoch belastet.

Ammonium und auch die anderen Stoffe sind zwar Nährstoffe für Algen und Wasserpflanzen. Im Grund- und im Trinkwasser dagegen sind sie schädlich. Daß Ammonium nicht gerade als gesund anzusehen ist, zeigt der vergleichsweise niedrige Grenzwert von 0,5 Milligramm pro Liter, den die Trinkwasserverordnung für diese Stickstoffverbindung vorsieht. Im Vergleich dazu liegt der Grenzwert für Nitrat hundertfach höher. Die entdeckten Stoffe sind zwar nicht so giftig wie beispielsweise Cadmium, machen aber das Trinkwasser ungenießbar.

Eine Belastung des Grundwassers um Moorburg mit Schwermetallen konnte Gröngröft dagegen nicht nachweisen. Diese Elemente sind mit den Schlickteilchen fester verbunden. Aber auch diese Gifte können ausgewaschen werden, es ist nur eine Frage der Zeit und der chemischen Verhältnisse im Boden.

Jährlich sickern 200 Liter Wasser pro Jahr durch jeden Quadratmeter Spülfeld und nehmen alle Schadstoffe mit, die sich lösen. Gestoppt wird die ständige Grundwasserbelastung nur durch Abdichtung der Spülflächen nach oben und nach unten, die aber noch lange nicht fertig ist.

Die alten Spülfelder sollen mit Schlickhügeln zugedeckt werden. Für die Abdichtungen nach unten soll Schlick, der im wesentlichen aus klebrigem Ton besteht, und eine dicke Plastikfolie sorgen. Sie

1ist in Francop zu zwei Dritteln fertig. Bis der Hügel auch nach oben dicht ist, wird bis ins nächste Jahrtausend dauern. Bis dahin dauert auch die Gefährdung des Grundwassers an.

1Die Hamburger Wasserwerke fördern das kostbare Naß in der Süderelbmarsch nur wenige Kilometer von den Spülfeldern entfernt, aus Tiefen von 20 bis 200 Metern. Für die dortigen Wasser-

1werke Bostelbek und Süderelbmarsch bestehe zur Zeit keine Gefährdung, so HWW-Sprecherin Ingrid Matthei, in die Zukunft könne aber auch sie nicht blicken. Vera Stadie